50 Jahre Kirche Sankt Martin in Rüssingen
Am Sonntag, 29.Oktober feierte die Kirche Sankt Martin mit einem Festgottesdienst ihr 50-jähriges Jubiläum. Das genaue Datum der Einweihung war am 27.Oktober 1973. In die herbstlich geschmückte Kirche zogen Rüssinger Messdiener*innen mit Fahnen ein, begleitet von Pfarrer Josef Metzinger und dem aus Rüssingen stammenden Pfarrer Norbert Schlag. Er war 1973 Messdiener, als Weihbischof Ernst Gutting die Kirche einweihte.
In der Lesung beschrieb Arno Stuppy ausführlich den Werdegang der Kirche. Von dem Wunsch nach einem Gotteshaus der Katholiken nach dem 2. Weltkrieg verging eine große Zeitspanne bis zur Verwirklichung 1973.
Die biblische Geschichte vom Weinstock und den Rebzweigen war Ausgangspunkt der Predigt von Pfarrer Metzinger. Er stellte das miteinander Gottesdienst feiern in geschwisterlicher und ökumenischer Eintracht, die Freude und die positive Grundstimmung der Christen in den Mittelpunkt seiner Ausführungen. Trotz Unzulänglichkeiten sind wir alle angenommen, wertvoll und geborgen in Gottes Hand. Als frohe Christen können wir allen Menschen begegnen.
In den anschließenden Fürbitten erinnerte Birgit Baqué-Stuppy an das besondere ökumenische Engagement in Rüssingen. Außerdem wurde aller Verstorbenen der letzten 50 Jahre gedacht.
Eine große Anzahl der prot. Schwestern und Brüder waren in die Kirche gekommen. Beim Kommuniongang waren alle in der Kirche herzlich eingeladen, denn als Schwestern und Brüder empfangen wir den Leib Christi.
Musikalisch gekonnt spielte Severin Günther die Orgel, unterstützt von seinem „Team Eltern“. Volker Günther sang eindrucksvoll an verschiedenen Stellen der heiligen Messe.
Sabine Jilek, Vorsitzende des Presbyteriums Rüssingen betonte in ihrem Grußwort das freundschaftliche und sehr gute Miteinander der Protestanten und Katholiken in Rüssingen. Vieles sei in den vergangenen Jahren gewachsen und nicht mehr wegzudenken. Dorffestgottesdienst und Weltgebetstag sind Beispiele für eine „glückliche“ Zusammenarbeit. Passend zum „Glück“, dass wir miteinander haben, überreichten sie und Gisela Brieschke ein Glas mit einem Glückskäfer, einem Marienkäfer als Geschenk.
Bürgermeister Steffen Antweiler überbrachte die Glückwünsche der Ortsgemeinde und ging ebenfalls auf die sehr gute Zusammenarbeit ein. Er betonte, dass Kirche wir alle sind. Als Geschenk hatte er das Wappen von Rüssingen dabei. Es wird einen Platz in der Kirche finden.
Rechtzeitig zum Segen hatte es der prot. Pfarrer Peter Rummer, der zeitgleich einen Gottesdienst in Göllheim hielt, in die Kirche geschafft. Die drei Pfarrer erteilten den Segen und zogen mit den Messdiener*innen aus.
Jetzt gab es einen kleinen Empfang, den die Rüssinger Landfrauen organisierten und spendierten. Ganz herzlichen Dank und Gottes Segen dafür! Bei Sekt, Wasser oder Orangensaft, dazu herzhaften Teilchen konnte noch lange in der Kirche verweilt werden, bei guten Gesprächen und anregendem Austausch. Genügend Zeit war auch, die aufgestellte Foto- und Infotafel zu studieren, die den Werdegang der Kirche dokumentiert.
Birgit Baqué-Stuppy
Werdegang der Kirche
Nach dem zweiten Weltkrieg entstand in Rüssingen der große Wunsch nach einem eigenen Gotteshaus. Durch den Zuzug von Flüchtlingen und Menschen aus kriegsbeschädigten Städten war die Zahl der Katholiken auf 190 angewachsen.
Am 11. Mai 1947 beschloss die Kirchenverwaltung in Göllheim unter Pfarrer Franz Simonis den Bau einer Kapelle in Rüssingen. Erst ab 1956 wurden für das Bauprojekt Geldsammlungen in Rüssingen unter Pfarrer Kurt Schwarz durchgeführt. Am 16. Februar 1962 erfolgte ein erneuter Beschluss der Göllheimer Kirchenverwaltung für einen Kirchenneubau in Rüssingen. Am 17. September des gleichen Jahres wurde unter Pfarrer Max Josef Lünenborg die Katholische Kirchenstiftung St. Martin Rüssingen errichtet und am 14. Oktober ein Kirchenbauverein gegründet. Gleichzeitig wurden die Sammlungen wieder fortgeführt. Der Speyerer Architekt Wilhelm Grüner wurde mit der Planung für das Gotteshaus beauftragt, die in der Adventszeit am 9.Dezember verabschiedet wurde.
Die politische Gemeinde Rüssingen schenkte am 16. April 1963 westlich des Friedhofs ein Grundstück für den Kirchenneubau. Die Planung geriet in den Jahren 1963 bis 1967 ins Stocken. Mit ein Grund war die
Inbetriebnahme des Steinbruchs durch die Firma Dyckerhoff in der Nähe des vorgesehenen Bauplatzes und die Ablehnung der bisherigen Planung durch das Bischöfliche Ordinariat in Speyer. Für die Speyerer waren 150 Sitzplätze zu viel und 450 000 DM zu teuer.
Wir schreiben den 20. August 1967: Der geplante Bauplatz wurde mit der Firma Dyckerhoff gegen das Grundstück Gaubergstraße 1, ehemaliger Hof der Familie Kerker, getauscht. Damit wurde die Kirche ins Dorf geholt. Es dauerte noch bis zum 27. Februar 1969, bis das alte Anwesen mit Wohnhaus, Stall und Scheune abgerissen und der Platz geebnet wurde. Am 15. Juli beschloss der Kirchenbauverein im Beisein von Prälat Joseph Schwarz und Baudirektor Atzberger vom Bischöflichen Ordinariat über die Bauform der neuen Kirche. Eineinhalb Jahre später am 14. Januar 1971 wurde die endgültige Planung mit 80 Sitzplätzen, in Höhe von 350 000 DM, von der Kirchenbehörde genehmigt, sowie Architekt Heinrich Mohr von Ordinariat mit der Bauleitung beauftragt.
Die Kosten von 270 000 DM für Gebäude und Außenanlagen übernahm das Bischöfliche Ordinariat, die Inneneinrichtung trug das Bonifatiuswerk mit 50 000 DM und die Rüssinger Katholiken mit 30 000 DM.
Endlich am 15. März 1972 konnte die Firma Manfred Burgey aus Göllheim mit den Bauarbeiten beginnen. Den Grundstein hat am 25. Juni 1972 der damalige Generalvikar Erwin Diemer gelegt.
Fünf Monate später am 20. September wurde Richtfest gefeiert.
Am Nachmittag des 27. Oktobers 1973 konnte die neue Kirche durch Weihbischof Ernst Gutting feierlich eingeweiht werden.
Erwähnenswert ist, dass die Malerarbeiten Malermeister Karl Hornung von Rüssingen ausführte.
Die Inneneinrichtung wurde in den folgenden Jahren noch ergänzt: 1974 kam das Barockkreuz, die Barock-Madonna und eine Elektronische Orgel dazu. Seit 1975 schmückt eine Weihnachtskrippe aus Südtirol die Weihnachtszeit, Kreuzweg und der heilige Martin als Kupferreliefs wurden 1976 angebracht.
Eine Besonderheit: Der Messkelch aus dem Jahr 1883 hatte der in Rüssingen geborene und verstorbene Priester, Geistlicher Rat Johannes Ohligschläger der Kirche geschenkt. Heute, am 29. Oktober 2023 feiern wir den 50. Geburtstag unserer Kirche St. Martin in Rüssingen. Gott sei für diese Zeit gedankt!
Arno Stuppy
Bilder mit freundlicher Genehmigung von Birgit Baqué-Stuppy, Arno Stuppy und Otto Mikolka