Dienstag, 24. Mai 2022

Bittprozessionen - Aktueller denn je!

 

Zu meiner Zeit, als ich Kaplan war, wurde ich gerne ausgelacht für meinen Vorschlag Bittprozessionen zu feiern.

Die wirtschaftliche Existenz sei doch sicher wie nie, die Versorgung gesichert, Friede, Freiheit und Demokratie stabil.

"Für was den lieben Gott bemühen, wenn wir das selber können?" und manche fügten noch hinzu "Wir können das besser als Gott, wenn man in das Alte Testament schaut."

Der Einwand von mir, dass trotz allen technischen und wirtschaftlichen Fortschritts es nach wie vor keine Selbstverständlichkeit sei, dass wir Brot zum Essen, Wasser zum Trinken, Friede, Freiheit und Gerechtigkeit hätten, sondern alles von heute auf morgen auch vorbei sein könne und die Hilfe Gottes zu erbitten nicht verkehrt sei, wurde meist mit einem lauten Lachen abgetan.

Die Zeiten haben sich geändert.

Wie schnell haben wir gemerkt, wie sehr die Natur uns im Griff haben kann und nicht umgekehrt; und wie schnell haben wir gemerkt, dass selbst wir Menschen uns nicht im Griff haben.

Notfallpläne haben versagt, politische Strategien führten nicht zum gewünschten Erfolg, Mächte walten, bedrängen, bedrohen uns.

Natürlich müssen wir alles Engagement aufbieten um Friede, Nachhaltigkeit, Freiheit, Leben zu ermöglichen und zu schützen.

Und dennoch bleibt da ein Rest Unvermögen, der aus der Realität und Wirklichkeit des Lebens kommt.

Ob Gott sich bitten lässt und ob und auf welche Art und Weise er eingreift, hilft, oder nicht - das kann niemand beantworten. Dazu fehlt uns die Möglichkeit der Erkenntnis.

Schadet es Gott um Hilfe zu bitten? Wohl kaum.

Gibt es uns auch Trost, Zuversicht und Beruhigung? Mir auf jeden Fall.

Im Laufe meines Lebens blicke ich auf zahlreiche Momente, Erlebnisse und Begebenheiten, bei denen ich davon überzeugt bin, dass Gott mich vor Schlimmerem bewahrt und mich auf gute Wege zurückgeführt hat.

Ob es so war? Glaubenssache!

Aber diesen Glauben darf ich haben. Vor allem in einer Zeit, die uns so vor Augen hält, wie zerbrechlich alles ist, was wir Leben nennen.

Daher haben wir hier die Bittprozessionen wieder eingeführt. In allen Dörfern, in denen wir Hl. Messe feiern.

Die Bittprozessionen sind unterschiedlich. Je nachdem, ob die betende Gemeinschaft gut oder weniger gut zu Fuß ist.

Aber dankbar waren unsere Schwestern und Brüder für das bittende Gebet; froh darum, Gott mit ins Boot zu nehmen im Schicksal unserer Menschheit und getröstet und hoffnungsvoll nahmen unsere Schwestern und Brüder den Segen über Feld, Flur, Natur, Pflanzen, Tiere und Menschen für Leben, Friede und Freiheit mit nach Hause in ihr Leben.

Herzlichen Dank allen, dass Sie diese Form so tatkräftig unterstützt haben, mitgestaltet haben, mitgebetet und mitgegangen sind.

Was Gott daraus macht, dürfen wir vertrauensvoll erwarten und auf das Beste hoffen.