Donnerstag, 22. September 2022
Viva la Sagrada Familia
Jugendgottesdienst am 17. September 2020
Ein wunderschöner Abend und rund 100 Mitfeiernde ließen unsere Barcelonafahrt nochmals Revue passieren.
Vor allem war es uns ein Anliegen den Gläubigen unserer Pfarrei vorzustellen, welche Inhalte unsere Fahrt enthielten, aber auch, was wir alles Schönes erlebt haben.
Unter dem Hauptthema aus dem Markusevangelium, Kapitel 2, Vers 22
„Junger Wein gehört in neue Schläuche“
stellten wir uns der Kontroverse zwischen Tradition und Moderne, dem stetigen Umbruch, in dem sich die Menschen mal mehr mal weniger in Gesellschaft, Politik, Wirtschaft, Ökologie und derzeit auch ganz besonders in der Kirche befinden.
Wichtigster Basisstein war das Selbstverständnis des Menschen qua Mensch. Wir bringen dies zum Ausdruck, weil wir uns Namen geben als Zeichen dafür, dass wir keine Nummer, sondern Persönlichkeiten sind. Diese Würde sehen wir aus dem Glauben heraus als von Gott gegeben und macht uns zu seinem Ebenbild, wie das Buch Genesis es beschreibt.
Sehr kompetent hat uns das Selina dargelegt und mit dem Namenstanz auch musikalisch und mit viel Freude und Spaß nochmals erfahren lassen.
Gleichzeitig ist die Namensgebung eine uralte Tradition, eine Kontinuität, die wir brauchen und auch in ihrem Gehalt nicht in Frage stellen.
Und doch leben wir in einer Zeit des stetigen Wandels, der immer wieder Situationen und Fragen aufwirft, die ehemals nicht denkbar waren.
Barcelona zeigt uns Beispielhaft diese Dynamik in seiner militärisch politischen Entstehungsgeschichte, ihrem multireligiösen Werdegang von Synergie bis Inquisition und Liberalisierung, aber auch kunsthistorisch vor allem in den Werken Antoni Gaudis, der, selber sehr traditionell katholisch bis zur Entscheidung aus religiösen Gründen zölibatär zu leben, seiner Kirche in seiner Kunst der Modernisme ein Dorn im Auge war.
Er hat bereits Ende des 19., Anfang des 20. Jh. Themen aufgegriffen wie Nachhaltigkeit, Biodiversität, Recycling, die sich sehr modern anhören, aber von ihm in seiner Aufgabe als Architekt bereits umgesetzt wurden.
Sein Wahlspruch war:
„Die, die sich die Gesetze der Natur als Unterstützung für ihre Arbeit holen, kooperieren mit dem Schöpfer.“
Diese Aussage berührt uns indes, weil sie uns vor Augen hält, dass der Einklang mit Jesu und Gottes Wort auch die Chance birgt die uns alle bedrohenden Probleme, die uns umgeben, wirklich in den Griff zu bekommen.
Doch dass unser Glaube diese Chancen birgt, geht in der gesamten Problematik von Kirche und Gesellschaft unter. Und nicht selten wird Glaube abgelehnt, aber Kirche damit gemeint. Und dabei gibt es einen deutlichen unterschied zwischen der Essenz des Glaubens und der Struktur der Kirche.
Schlussendlich waren wir beeindruckt von der Erfahrung, dass im Viertel westlich der Rambla, wo sich der Tagesstrich befindet, die Ghettosierung vieler ethnischen Gruppen auf engem Raum viele soziale Probleme kausieren, uns in einer Moschee, in der wir mit unglaublicher Gastfreundlichkeit willkommen geheißen wurden, der Satz begegnet: „Ein Moslem, der nicht an Jesus glaubt, ist kein Moslem!“ Dieser Satz, der Jesus zwar nicht als Sohn Gottes, aber als Propheten hoch ehrt, hat uns sehr beeindruckt.
Da, wo wir gar nicht dachten Jesus zu begegnen, da stand er auf einmal mitten im Raum unserer Begegnung.
Dargestellt haben wir das in einer Bilderauswahl, die Sarah sehr treffend kommentiert und beschrieben hat.
Vielleicht konnte das die einen oder anderen, die mitgefeiert haben, auch wieder neu aufmerken lassen, dass unser Glaube, aber auch unsere kirchliche Gemeinschaft etwas anderes als nur das zu bieten hat, was wir tagtäglich in den Schlagzeilen finden. Etwas, das für die Gruppe in Barcelona eine gute Zeit bedeutete, geschützt, sicher, geborgen, achtsam, mit viel wichtigem und ernsthaften Inhalt aus Religion, Soziales, Politik, Philiosophie, und trotzdem der Spaß nicht zu kurz kam.
Sehr gefreut hat uns alle, dass so viele dann noch geblieben sind um Seranoschinken, Manchegokäse, Chorizzo, spanische Salami und Rotwein zu verkosten.
Eines blieb ich allerdings allen schuldig: Die Auflösung der am Anfang gestellten Aufgabe. Alle sollten auf einem Listenbogen, der ein ethisches Regelwerk darstellte, überlegen, welche der Grundsätze aus den Regeln des Hl. Benedikt von vor ca. 1.500 Jahren genommen waren, und welche eine Schöpfung der Neuzeit darstellten. Die Auflösung ist recht einfach:
Regel | Stelle |
Wichtige Entscheidungen sind in der Ratsversammlung zu besprechen. Dabei soll jeder gehört werden, vor allem auch die Jüngeren, da auch sie wissen können, was besser ist. | Kap. 3; 1+3 |
Bei der Beratung mögen alle auf einen angemessenen Tonfall achten. | Kap. 3; 4 |
Die Würde des Menschen ist unantastbar. | Kap. 4, 8.f. |
Es ist die Pflicht soziale Dienstleistungen den Bedürftigen und Notleidenden zu erbringen. | Kap. 4, 14-16 |
Im Konfliktfall muss Deeskalation ermöglicht werden. | Kap. 4, 29-33 |
Sieht man Gutes bei sich, ist es Gott zuschreiben, nicht sich selbst. Das Böse aber immer als eigenes Werk erkennen und sich selbst zuschreiben. | Kap. 4, 42f. |
Das eigene Handeln mittels Supervision begleiten. | Kap. 4, 48 |
Verurteilte Straftäter sind zu betreuen, aufzubauen und zu resozialisieren. | Kap. 27 |
Albernheiten aber, müßiges und zum Gelächter reizendes Geschwätz verbannen und verbieten wir für immer und überall. Wir gestatten nicht, dass der Jünger zu solchem Gerede den Mund öffne. | Kap. 6, 8 |
Die jüngeren Brüder haben ihre Betten nicht nebeneinander, sondern zwischen denen der älteren. Wenn sie zum Gottesdienst aufstehen, sollen sie sich gegenseitig behutsam ermuntern, damit die Schläfrigen keine Ausrede haben. | Kap. 22, 7 |
Kranke, Kinder und Arme bedürfen besonderer Fürsorge. | Kap 31, 9 |
Die Solidargemeinschaft ist verantwortlich für die Kranken- und Altenpflege. | Kap 36 |
Die Autorität gegenüber Kindern darf nicht zu autoritärem Verhalten führen. | Kap 37, 2 |
Für die Hauptmahlzeit sind zwei Gerichte zur Wahl zu stellen, dazu ein Pfund Brot pro Person und Tag, sowie Obst und Gemüse. Auf eine gesunde Ernährung ist zu achten. | Kap. 39 |
Jedem steht ein Viertel Wein pro Tag zu. | Kap. 40, 3 |
Zwar lesen wir, Wein passe überhaupt nicht für Mönche. Aber weil sich die Mönche heutzutage davon nicht überzeugen lassen, sollten wir uns wenigstens darauf einigen, nicht bis zum Übermaß zu trinken, sondern weniger. | Kap. 40, 6 |
Für alle Fremden, die aufgenommen werden wollen, gelte eine Willkommenskultur. | Kap. 53, 1 |
Wer Hilfe braucht, soll sie erhalten. | Kap. 53, 20 |
Besonderes Engagement erfordert die Aufnahme von Armen und Fremden. Für sie sollen ausreichend Betten aufgestellt sein. | Kap. 53, 15.22 |
Wer Kindern oder Jugendlichen bis 15 Jahren gegenüber verbal oder durch Gewalt übergriffig wird im Sinne von Zurechtweisung, der macht sich strafbar. | Kap. 70, 6 |
Es gilt das Subsidiaritätsprinzip: In der Solidargemeinschaft müssen die Mitglieder einander Schwächen durch Stärken ausgleichen, ohne dabei den gegenseitigen Respekt zu verlieren. | Kap. 72, 4-5 |
Richtig! Alle Regeln waren aus den Regeln des Hl. Benedikt entnommen. Ich hatte sie nur sprachlich etwas entfremdet, damit nicht gleich an einer alten Sprache auffällt, woher der Satz stammt.
Sehr herzlich Dankeschön sagen dürfen wir der Nepomukband, die wieder exzellent musiziert und gesungen hat, der Jugendgruppe, die die Fahrt nach Barcelona unternommen und den Jugendgottesdienst gestaltet hat, die Lektorinnen und Lektoren, allen, die geholfen haben auf- und abzubauen; den Messdienern, die gedient haben, unserem Pfarrbüro (Frau Boos und Frau Dittrich) für die Vorarbeit; allen, die uns mit Stehtischen, Rotweingläsern, Geschirr, etc. unterstützt haben und denen, die uns rund 200,-- € für die nächste Fahrt gespendet haben, sowie allen, die da waren und mitgefeiert, mitgegessen und mitgetrunken haben!
Die nächste Fahrt wird 2024 sein.
Das Ziel wird im Januar 2023 von den Jugendlichen selber entschieden.
Es war – wie immer – ein Fest – DANK EUCH!
Josef Metzinger
Hinweis: Das zweite Bild oben rechts zeigt uns in der Darul Amal-Moschee in Barcelona