Samstag, 17. Februar 2024
Theater Lindenhof Melchingen
Die ganze Hand Eugen Bolz - Politiker und Widerständler - Sa 13.4. - 20 Uhr - Elmar Weiller Festhalle Herxheim
Die ganze Hand
Eugen Bolz. Politiker und Widerständler.
Von Jeremias Heppeler
Sa 13.4. 20 Uhr‚ Elmar Weiller Festhalle Herxheim
Der Rottenburger Eugen Bolz war überzeugter Demokrat und Christ und ein Widerständler ganz eigener Prägung. Vor der Machtergreifung des NS-Regimes war er in Württemberg, erst Justizminister, dann Innenminister und Staatspräsident. Zudem war er Abgeordneter des Reichstages in Berlin, wo er trotz eigener Zweifel, für das Ermächtigungsgesetz gestimmt hatte. 1933 wurde er in Stuttgart von den Nationalsozialisten aus seinen Ämtern vertrieben. Bereits 1934 formuliert er: „Bei offensichtlichen und dauerndem Missbrauch der Staatsgewalt besteht ein Notwehrrecht des Volkes“. Nach einem erfolgreichen Attentat auf Hitler sollte Bolz als Kultusminister in Deutschland das Land wieder mit aufbauen. Doch so weit kam es nie. Das Stauffenberg-Attentat scheitert. Eugen Bolz wird durch das Regime verhaftet, verhört und zum Tod verurteilt. Bis zuletzt blieb er seinen christlichen Idealen treu. Demokratie und Parlamentarismus waren für ihn ohne Alternative.
Ausgehend von Originaldokumenten zeigt das Theaterstück die Stationen des Lebens eines Menschen, der selbst vor dem von Freisler geführten Volksgerichtshof Würde und Haltung bewahrt.
»Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen«
Im Theaterstück kommt es zu einer fiktiven Begegnung zwischen der Ordensfrau Edith Stein und Eugen Bolz im Kloster Beuron, in dem sich beide tatsächlich aufgehalten haben. Es ist spannend zu erleben, wie beide aus ihrem Glauben heraus den Nationalsozialismus bekämpfen.
Hier ein Ausschnitt aus einer Szene im Theaterstück:
In der nächsten Szene treffen im Kloster Beuron die Philosophin Edith Stein und Eugen Bolz aufeinander. Edith Stein da sitzt sie – war ab 1927 immer wieder hier zu Besuch und am 7. April 1933 ist sie ein letztes Mal ins Donautal aufgebrochen, weil unser Erzabt Raphael Walzer einen Brief an den Papst übermitteln sollte. Der Eugen Bolz wiederum ist nach seiner Schutzhaft im Juli 1933 schnurstracks hierher gereist – ich vermute, der musste sich nach der Eskalation erstmal sich und seinen Gedanken widmen. Und dafür eignete sich die Bibliothek im Kloster hervorragend. Nun, jetzt braucht ihr da keine Geschichtsprofessoren zu sein, um festzustellen, dass sich die beiden nie getroffen haben – die haben sich wenn überhaupt ganz knapp verpasst. Was sie hier inhaltlich sagen, haben sie gesagt oder geschrieben, nur nicht zueinander. Nur ändern können wir sie nicht, die Vergangenheiten.
Edith Stein schreibt einen Brief an den Papst
»Als ein Kind des jüdischen Volkes, das durch Gottes Gnade seit elf Jahren ein Kind der katholischen Kirche ist, wage ich es vor dem Vater der Christenheit auszusprechen, was Millionen von Deutschen bedrückt. Seit Wochen sehen wir in Deutschland Taten geschehen, die jeder Gerechtigkeit und Menschlichkeit – von Nächstenliebe gar nicht zu reden – Hohn sprechen. Jahre hindurch haben die nationalsozialistischen Führer den Judenhass gepredigt. Nachdem sie jetzt die Regierungsgewalt in ihre Hände gebracht und ihre Anhängerschar – darunter nachweislich verbrecherische Elemente – bewaffnet hatten, ist diese Saat des Hasses aufgegangen.«
Eugen Bolz:
„Die Kirche muss das Recht haben, gegenüber Staatsgesetzen einzugreifen, welche Lebensinteressen der Kirche und das Seelenheil der Gläubigen gefährden. Kirche und Staat mögen voneinander getrennt existieren, aber sie können nicht vollkommen unbekümmert nebeneinander leben und existieren. Die Kirche kann, nein, darf sich nicht heraushalten, wenn ein solches Unrecht geschieht.“
Edith Stein:
»Wir alle, die wir treue Kinder der Kirche sind und die Verhältnisse in Deutschland mit offenen Augen betrachten, fürchten das Schlimmste für das Ansehen der Kirche, wenn das Schweigen noch länger anhält. Wir sind auch der Überzeugung, dass dieses Schweigen nicht imstande sein wird, auf die Dauer den Frieden mit der gegenwärtigen deutschen Regierung zu erkaufen.«
Eugen Bolz:
„Bei offensichtlichem und dauerndem Missbrauch der Staatsgewalt besteht ein Notwehrrecht des Volkes. Wir brauchen einen Widerstand, es ist unsere gebieterische Pflicht als Katholiken, das nationale Gewissen aufzurütteln.“
»Nur die Seele ist unerreichbar für alle äußeren Mächte«
Das Chawwerusch-Theater lädt zu dieser außergewöhnlichen Theateraufführung ein.
Das Theaterstück „Die Ganze Hand“ setzt sich mit dem überzeugten Demokraten, Christ und Widerständler Eugen Bolz auseinander. Vor der Machtergreifung des NS-Regimes war er in Württemberg, erst Justizminister, dann Innenminister und Staatspräsident.
Bereits 1934 formuliert er:
„Bei offensichtlichem und dauerndem Missbrauch der Staatsgewalt besteht ein Notwehrrecht des Volkes“.
Ein Gedanke, den er mit Edith Stein, der Philosophin und Frauenrechtlerin mit jüdischen Wurzeln teilt. Stein lebte und arbeitete in der Pfalz, wurde in Bad Bergzabern getauft und trat später ins Kloster ein.
In einer fiktiven Szene des Stücks treffen sich die beiden im Kloster Beuron und debattieren über die Verpflichtung der Kirche in diesen Zeiten gegen den Unrechtsstaat vorzugehen. Eugen Bolz und Edith Stein wurden beide vom Nazi-Regime ermordet.
Am Samstag, 13. April 2024, um 20 Uhr in der Elmar-Weiller-Festhalle in Herxheim wird das renommierte Theater Lindenhof von der Schwäbischen Alb dieses Stück „Die ganze Hand“ aufführen.
Das Chawwerusch Theater hat als Teil des Programms zu seinem 40-jährigen Jubiläum das befreundete Theater eingeladen. Ausgehend von Originaldokumenten aus der Zeit des Nationalsozialismus zeigt das Theaterstück die Stationen des Lebens von Eugen Bolz, der selbst vor dem von Freisler geführten Volksgerichtshof Würde und Haltung bewahrt hat.
Für diese außergewöhnliche Produktion wird große Nachfrage erwartet, daher findet das kostenlose Vorgespräch um 19 Uhr und die Aufführung um 20 Uhr in der Festhalle statt.
Karten zu 22 Euro (ermäßigt 15 Euro) können unter www.chawwerusch.de und bei allen reservix-Vorverkaufsstellen.
Gruppenermäßigungen sind möglich. Melden Sie sich unter: info@chawwerusch.de
Gerade heute, mit dem Erstarken des Rechtsextremismus, sind wir Christen gefragt unsere Werte nach außen zu tragen und uns mit unseren Vorbildern, wie es Edith Stein und Eugen Bolz waren, wieder zu beschäftigen.