Sonntag, 24. August 2025

100 Jahre Kolpingsfamilie Zell!

Ankündigung und Blick in die Geschichte


Wanderung – Auf den Spuren der Kolpingsfamilie Zell

Am Sonntag, den 22. Juni, lädt die Kolpingsfamilie Zell zu einer Wanderung durch das Zellertal ein. Während der Wanderung werden verschiedene Punkte angesteuert, die in Verbindung mit der Geschichte der Kolpingsfamilie stehen. Vor Ort gibt es kurze Erläuterungen. Treffpunkt zum Wanderstart ist am Kolpingheim (Untergasse 35, 67308 Zellertal) um 14.00 Uhr.


Vortrag – 100 Jahre Kolpingsfamilie

Am Mittwoch, den 09. Juli findet um 19.30 Uhr im Kolpingheim in Zell ein Vortrag zum 100-jährigen Bestehen der Kolpingsfamilie Zell statt. Die reiche Historie wird anhand von Bildern und Dokumenten erläutert. Es ergeht herzliche Einladung an alle Gemeindeglieder.


Festgottesdienst am Sonntag, dem 24. August 2025

Am Sonntag, dem 24. August 2025 feiern wir um 10:00 Uhr in der St. Phillipskirche Zell anlässlich unseres 100-jährigen Bestehens einen Festgottesdienst. Festzelebrant und Festprediger wird Bezirkspräses Pfr. Alfred Müller sein.

Im Anschluss an den Festgottesdienst sind alle zum Festakt und Mittagessen ins Kolpingheim/Zell eingeladen.


Ein Blick in die Geschichte der Kolpingsfamilie 

Am 22. August 1925 gründeten einige junge Männer in Zell einen katholischen Gesellenverein. Im Protokollbuch heißt es dazu:

„Es war schon lange der innige Wunsch sämmtlicher junger Männer unserer Pfarrei einen katholischen Gesellenverein zu gründen. Herr Georg Stumpf gab eine ausführliche Erklärung über Zweck u. Ziel des Vereins ab. Dieselbe wurde mit brausendem Beifall begrüßt in der Hoffnung, daß der Verein einer sicheren Zukunft entgegen gehe.“

Der Verein wuchs und gedieh mit der Zeit. Allerdings gab es auch Startprobleme. Der katholische Ortsgeistliche verweigerte dem Verein das Präsesamt, so dass die Gesellen zunächst ohne kirchliche Aufsicht auskommen mussten. Es wurden Theaterstücke eingeübt und aufgeführt und 1927 wurde eine Musikkapelle gegründet, die heutige Kolpingkapelle. Diese wurde schnell zu einem Hauptträger der Vereinsarbeit.

Die Vereinsarbeit wurde jäh durch die Machtübernahme der Nationalsozialisten gestoppt. Die Vereinsaktivitäten wurden behindert oder verboten, es fanden Haussuchungen beim Verein statt und das Pfarrhaus in Zell wurde angegriffen. Gleichzeitig musste sich die Musikkapelle für Propagandazwecke zur Verfügung stellen. Bis Mitte der 30er Jahre versuchte man die Vereinsaktivitäten aufrechtzuerhalten, dann begab sich der Verein in die Auflösung. Auch die Umbenennung in Kolpingsfamilie konnte keine Abhilfe mehr schaffen. Die Musikkapelle wurde zumindest noch für kurze Zeit als Pfarrkapelle weitergeführt, bevor mit dem Beginn des zweiten Weltkrieges auch hier jegliche Betätigung unmöglich wurde. Damit war die Kolpingsfamilie Zell zunächst Geschichte.

Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges dauerte es zunächst etwas, bis wieder Aktivitäten bei der Kolpingsfamilie Zell festzustellen waren. Kein Wunder, gab es zunächst wichtigere Dinge wie die Vereinsarbeit. Zusätzlich waren einige Gesellen erst gar nicht aus dem Krieg heimgekehrt oder befanden sich noch in Kriegsgefangenschaft. Auf eine Nachfrage der Diözesanleitung im Jahr 1946 meldete Präses Bohnert noch 0 Mitglieder zurück.

Ein erster Versuch zur Neugründung wurde wohl im April 1947 unternommen. Er scheint aber nicht sehr erfolgreich gewesen zu sein. Im Protokollbuch gibt es keine Aufzeichnungen dazu und im April 1949 erklärte der damalige Senior (Vorsitzende) seinen Rücktritt und Austritt aus dem Verein.

Es dauerte nochmals 5 Jahre, bis die Vereinsarbeit wieder aufgenommen wurde. So berichtet das Protokollbuch: „Das Jahr 1954 sollte die Kolpingsfamilie Zell wieder aktiv sehen. Aber so wie wir es uns in der Vorstandschaft vorgestellt hatten, ist es nicht geworden. Schuld daran waren wir alle angefangen beim Präses bis zum jüngsten Kolpingsohn. Alle haben wir gebummelt.

Aber der Start war nun gemacht und langsam nahmen die Aktivitäten wieder zu. Auch die Kolpingkapelle hatte sich wieder zusammengefunden und trat bei Festen und Veranstaltungen in Zell und Umgebung auf. Ab dem Jahr 1957 fanden mehrere Jahre Kappensitzungen statt. Im Jahr 1958 beschloss die Vorstandschaft eine Trauerfeier am Zellertaler Ehrenmal im Rahmen des Volkstrauertags abzuhalten und lud zu einer Veranstaltung ein. Bei der Gemeinde und insbesondere bei den Pfarrern stieß man mit diesem Vorgehen aber auf Kritik. Es hätte einer vorherigen Absprache bedurft und die Form der Einladung sei unmöglich. Der protestantische Dekan aus Kirchheimbolanden, vom Zeller Ortspfarrer kontaktiert, konstatierte: „Grundsätzlich können solche Feiern für die Allgemeinheit nur von den Pfarrämtern bezw. anderen offiziellen Stellen veranlaßt werden. Eine Feier der Kolpingsfamilie interessiert uns nicht.“ Der katholische Ortspfarrer versuchte zu beschwichtigen und versicherte, dass es „die gute Absicht einiger junger und unerfahrener Leute“ gewesen sei. Schließlich einigte man sich im gemeinsamen Gespräch darauf, dass die Einladung zu der Gedenkstunde vom Denkmalausschuss und somit von den Gemeinden ausgehen sollte und die Gedenkfeier fand bis Corona alljährlich am Zellertaler Denkmal statt.

Im Jahr 1965 konnte dann das 40-jährige Jubiläum gefeiert werden. Neben den Festveranstaltungen vor Ort, auch mit Musikunterhaltung, fand auch eine Fahrt nach Köln auf den Spuren des Gründungsvaters Adolph Kolping statt.

Das erste Parkfest wird am 16. und 17. August 1963 erwähnt. Leider stand schon diese erste Veranstaltung unter keinem guten Stern. Wegen Regens fand ein gemütlicher Abend mit Unterhaltungsmusik im Saal Rupp statt. Das Fest wuchs mit der Zeit, auch trotz des teilweise schlechten Wetters, und ist heute das nach den Kerwen älteste Fest im Zellertal.

Die 70er Jahre brachten einige Neuerungen und Weichenstellungen mit sich, die die Geschichte des Vereins nachhaltig geprägt haben und teilweise noch bis heute prägen. Zunächst wurde das bis dahin bestehende Amt des Seniors durch einen Vorsitzenden ersetzt. Bei der diesbezüglichen Sitzung im Jahre 1970 wurde Robert Schindler zum Vorsitzenden gewählt. Er stand dem Verein die nächsten 24 Jahre vor und prägte in dieser Zeit den Verein nachhaltig. Bei vielen Veranstaltung hielt die Ökumene Einzug, eine Herzensangelegenheit von ihm. Beim Parkfest 1972 fand ein Ökumenischer Wortgottesdienst statt. Allerdings war das in den folgenden Jahren nicht immer ein einfaches Unterfangen: Mal verkrachte man sich aus politischen Gründen und der Auslegung von Ökumene mit dem protestantischen Pfarrer, mal untersagte das Bistum einen ökumenischen Gottesdienst am Sonntagmorgen.

Auch die Frauen wurden in den folgenden Jahren in die Kolpingsfamilie integriert. War es noch bis Ende der 60er, aufgrund der Gründung als Gesellenverein, Männern vorbehalten Mitglied zu werden, so wurde dies glücklicherweise immer weniger streng gehandhabt.

Die wahrscheinlich größte Veranstaltung der Vereinsgeschichte war das 50-jährige Jubiläum im Jahr 1975. Dafür wurde in Zell extra der Bolzplatz hergerichtet, so dass Platz für ein Festzelt war, das ca. 2000 Besuchern Platz bot. Die Jubiläumsfeierlichkeiten bewegten sich über vier Tage. Der Freitag begann mit der Totenehrung und dem Festkommers, der Reden und ein Konzert der Kolpingkapelle umfasste. Am Samstagabend war das Freundschaftsspielen der Gastkapellen mit insgesamt 13 Kapellen aus nah und fern. Der Sonntag startete mit einem Festgottesdienst. Im Anschluss spielte das Musikkorps der amerikanischen Luftstreitkräfte („Heuberger Musikanten“) aus Ramstein, sowie die Kolpingkapelle aus Herxheim bei Landau und der Spielmanns- und Fanfarenzug der Kolpingsfamilie Oberursel. Am Nachmittag fand ein großer Festzug durch die Straßen von Zell statt, bei dem wiederum 13 Musikkapellen mitwirkten. Danach Freundschaftsspielen im Zelt. Der Abend schloss mit Tanz und Stimmung im Festzelt. Der Montag schloss mit einem großen bunten Abend, bei dem Zauberkünste, Drahtseil-Show, Ballett und musikalische Einlagen von bekannten Künstlerinnen und Künstlern dargebracht wurden.

Im Zuge des 50-jährigen Jubiläums wurde auch eine Jungmusikergruppe ins Leben gerufen, die guten Zuspruch fand und die Reihen der Kolpingkapelle in den nächsten Jahren stark auffüllte. Insgesamt entwickelte sich die Kolpingkapelle immer mehr zu einem Hauptträger der Vereinsaktivitäten. Das „Standard-Jahresprogramm“ aus diesen Jahren liest sich zumeist so: Frühjahrskonzert, Pfingstfahrt der Kolpingkapelle, Parkfest, Kolpinggedenktag und Weihnachtsfeier. Aber auch ein umfangreiches Vortragsprogramm ergänzte in jedem Jahr die Veranstaltungen des Vereins.

Im Jahr 1980 nahm die Kolpingkapelle zusammen mit der Verbandsgemeinde Göllheim am SWF-Städteturnier teil. Am Ende konnte gemeinsam der Sieg davongetragen werden und der 1. Preis, das silberne Mikrophon, wanderte nach Göllheim. Bei dieser Veranstaltung vertrat Jackl Zill zum ersten Mal den damaligen Dirigenten der Kolpingkapelle, Rudolf Roos, bevor Zill ab März 1981 fest das Dirigat bei der Kolpingkapelle übernahm. Roos konnte aus gesundheitlichen Gründen nicht weitermachen, was aber den Musikern erst kurzfristig mitgeteilt wurde, so dass quasi über Nacht der Dirigentenwechsel stattfand. Wie aus Erzählungen zu erfahren ist, war Zill ein Entertainer und „Musikverkäufer“ der Extraklasse und entwickelte die Kolpingkapelle, nun immer mehr durch die Nachwuchsmusikerinnen und Musiker verstärkt, stetig weiter. Auch der Aktionsradius erweiterte sich. Man spielte bei der BASF in Ludwigshafen, im Herzogenriedpark in Mannheim und vielen Sängerfesten, hatte Radioauftritte oder gestaltete Feierlichkeiten. Im Schnitt hatte die Kolpingkapelle weit über 40 Auftritte im Jahr. Allerdings weisen die Berichte auch durchaus auf Spannungen hin, die in dieser Zeit zwischen der Kapelle und der Kolpingsfamilie entstanden. Die Verwendung der vereinnahmten Gelder, die Mitgestaltung von kirchlichen Anlässen, der Besuch der Musikerinnen und Musiker bei anderen Veranstaltungen des Vereins, vieles wurden bei den jährlichen Mitgliederversammlungen angesprochen. Im Jahr 1989 endete die Ära von Jackl Zill mit einem lauten Knall. Während eines Auftritts ließ er die Kapelle wortwörtlich sitzen. Schon länger schwelende Spannungen eskalierten und Fridolin Lebkücher musste kurzfristig als Dirigent einspringen.

In die 80er Jahre fällt auch der Umbau des Pfarrhauses in Zell zum Kolpingheim. Nachdem vom Bistum in Speyer die Erlaubnis erteilt worden war, startete man im Jahr 1984 mit der Herrichtung des Hauses, die größtenteils in Eigenleistung erfolgte. Im April 1986 konnten der Öffentlichkeit die renovierten Räumlichkeiten bei einem Tag der offenen Tür vorgestellt werden. Damit waren aber bei weitem noch nicht alle Arbeiten abgeschlossen. In den Folgejahren wurde auch noch der Keller instandgesetzt.

Mit dem Ökumenischen Glockenläuten am Samstag vor dem ersten Advent, wurde im Jahr 1990 eine Veranstaltung ins Leben gerufen, die wiederum die Ökumene zu Beginn des neuen Kirchenjahres in den Fokus stellte. Neben der Einstimmung auf die Zeit des Advents wurde die Veranstaltung mit dem Verkauf von selbstgemachter Hausmacher Wurst und dem Starkbieranstich ergänzt. Hierbei konnte nun auch der hergerichtete Keller im Kolpingheim genutzt werden. Gerade bei kaltem Wetter und bei später Stunde findet sich hier ein gemütlicher Platz, bei dem trefflich über die Qualität des Starkbieres philosophiert werden kann. Mit der alljährlichen Teilnahme an der Kleidersammlung des Diözesanverbandes Speyer unterstützt die Kolpingsfamilie seit Jahrzehnten die Aktion Brasilien. Diese Aktion geht auf eine Kolpingjugendgruppe in Ottersheim zurück, die von Pfarrer Schuler ins Leben gerufen wurde. Diese hatte über viele Jahre ein eigenes Programm, gestaltete Andachten, Diskussionsabende und nahm eben an der Kleidersammlung teil. Ein Großteil der Mitglieder wurde schließlich auch in die Kolpingsfamilie Zell aufgenommen.

Bis heute prägt die Kolpingkapelle die Arbeit der Kolpingsfamilie Zell. Sie gestaltet viele weltliche und kirchliche Veranstaltung in der näheren Umgebung und veranstaltet jedes Jahr ein Konzert, das immer unter verschiedenen Mottos steht. Über die vergangenen einhundert Jahre haben sich viele Frauen und Männer in die Kolpingsfamilie eingebracht und damit das Vereinsleben gestaltet und bereichert. Sie alle sind, trotz des zweimaligen schweren Startes, treu geblieben und damit den Worten von Adolph Kolping "Anfangen ist oft das Schwerste, aber treu bleiben das Beste" gefolgt.