Samstag • 12. Juli 2025

- Korinth -
- dumm gelaufen für Paulus -


Morgenimpuls

Lied: "Herr, Du bist mein Leben"


Lesung aus dem 2. Brief des Apostels Paulus an die Christen in Korinth
- sehr frei übersetzt in die Sprache der Gegenwart -

Wir verkünden nämlich nicht uns selbst, sondern Jesus Christus als Sohn Gottes, unseren Herrn. Uns aber als Diener an dieser Welt und Menschheit um Jesu willen. 

Denn Gott, der sprach: „Aus Finsternis soll Licht aufleuchten!“, er ist in unseren Herzen aufgeleuchtet, damit in Dunkelheit der Krisen der Menschheit Hoffnung kommt. 

Wir selber sind nur Menschen, wie alle anderen auch. Mal stark, mal schwach, aber wir sind nicht Gott. Wenn wir es fertig bringen in dieser Welt im Namen Jesu etwas zu bewegen, dann durch das Übermaß der Kraft von Gott, die nicht von uns kommt.

Von allen Seiten werden wir in die Enge getrieben, verspottet, verachtet, in der Öffentlichkeit schlecht gemacht; und finden doch noch Raum; wir sind manchmal sprachlos und ohnmächtig gegenüber der Feindschaft unserem Glauben gegenüber, aber geben doch nicht auf. Wir werden ausgegrenzt und sind doch nicht allein; in manchen Ländern werden wir Christen verfolgt, und doch nicht vernichtet.

Alles aber tun wir, damit immer mehr Menschen erkennen, dass die Botschaft Jesu zum Frieden der Welt führt und viele Probleme lösen kann.

Darum werden wir nicht müde immer von unserem Glauben zu erzählen; wenn auch unser äußerer Mensch aufgerieben wird von denen, die gegen uns sind.

Wir blicken nicht auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare; denn das Sichtbare ist vergänglich, das Unsichtbare ist ewig. 


Impuls

Aus der Passage des Briefes des Apostels Paulus an die Christen in Korinth kann man in etwa die Lebenssituation der damaligen Christen in der multikulturellen Gesellschaft der Hafenstadt Korinths erfassen.

Es gibt drei Kräfte der damaligen Zeit:

Die Botschaft Jesu Christi, repräsentiert durch Paulus als der, der diese Botschaft überbringt und unterrichtet. Zugleich steht dies für das Leitbild der Christengemeinde.

Die Christen selber, die sich in der Gesellschaft bewegen und in ihr leben, aber auch eine Gruppe innerhalb der Gesellschaft darstellen.

Die Gesellschaft, die geprägt ist von den griechischen und inzwischen [durch die Eroberung Griechenlands durch Rom] auch römischen Göttern [die in der Regel den griechischen entsprachen, nur andere Namen hatten].

Für diese Gesellschaft ist die Glaubensvorstellung der Christen neu und nicht kompatibel mit ihren schon sehr alten Göttervorstellungen, die ein reichhaltiges System der religiösen Kulte ausbildete, an die man sich auch irgendwo über Generationen gewöhnt hat.

Das Schlimmste daran ist, dass die Göttervorstellung der Griechen und Römer auch Krieg, Hass, Wut, Gewalt kannten. Die Christen aber genau das nicht unterstützten. Zudem unterstützten die Christen nicht den Götterkult, der um den Menschen des römischen Kaisers gemacht wurde. In ihren Augen ließ sich der römische Kaiser zum Sohn Gottes ernennen, um seine Macht zu legitimieren.

Daher wurden die Christen in Frage gestellt, galten als politisch gefährlich und ihre Religion galt absurd, da sie den Sohn eines armen Zimmermanns als Gott verehren, der nach römischen Recht als Schwerverbrecher, Staatsfeind und des Hochverrats beschuldigt hingerichtet wurde. Und dessen Tod amtlich vermerkt war.

Dass die Christen dafür Hohn, Spott, Verachtung ernteten, war selbstverständlich und ist heutzutage nicht anders.

Unsere Gesellschaft will unseren Glauben nicht, weil er uns daran hindert Dinge zu tun, die bei uns als unmoralisch gelten, die aber mehr und mehr in der Gesellschaft gang und gäbe sind. Die gesellschaftlichen Werte unserer Gesellschaft, die von den christlichen Werten sehr mitgeprägt sind, erfahren derzeit ebenso einen Niedergang.

Meistens verlaufen religiöse, gesellschaftliche und politische Entwicklungen parallel.

Was dabei gerne übersehen wird ist, dass das gesellschaftliche Sozialsystem darunter leidet und mit der Zeit nicht mehr bestehen kann. Das wird auch deshalb übersehen, weil sich der Blick des modernen Menschen mehr und mehr auf seine eigenen Bedürfnisse orientiert und das Bedürfnis des Mitmenschen mehr und mehr in den Hintergrund rückt.

Zwar wird nach außen hin Moralität eingefordert und die je anderen angeprangert, die diese geforderte Moralität nicht leisten, aber selber sieht man sich im konkreten Fall nicht unbedingt in der Pflicht das einzubringen, was man von anderen fordert.

 

Ein selbstkritisches Beispiel:
Wir fordern Nachhaltigkeit und fliegen nach Griechenland.

 

Wir sind in dem, was wir hier und heute tun, nicht in jeglicher Hinsicht konsequent. Das, was uns hier begeistert, motiviert, was wir uns von der Fahrt versprechen, also der Eigennutz, hat für uns eine höhere Priorität als die konsequente Lebensweise in Verantwortung vor der Nachhaltigkeit der gesamten Schöpfung. Hier die Ausrede zu nutzen, dass andere das auch so machen, ist nicht redlich und auch nicht der Sache gerecht.

Bildet vier Gruppen und unterhaltet Euch über folgende Fragen zum Text aus dem zweiten Brief des Apostels Paulus an die Korinther:

  • Welche Aufgabe sieht Paulus für die Christen in der Welt und für die Menschheit?
  • Wie geht es wohl den Christen in Korinth?
  • Was kritisiert Paulus zwischen den Zeilen an den Christen in Korinth?
  • Wo siehst DU DICH in der heutigen Gesellschaft als Christ, wenn Du für Deinen Glauben lächerlich gemacht oder verspottet wirst, oder Dein Glaube in Frage gestellt wird? Wie verhältst Du Dich dann?

Mit Ausnahme der letzten Frage tauschen wir uns im Plenum aus.


Aufgabe während der Fahrt

Wir fahren sehr lange bis Korinth.

Überlegt Euch – einzeln oder in den Gruppen, die Ihr eben wart – wie Ihr Euren Glauben, besser gesagt die Lehre Jesu Christi, das Wort Gottes verteidigt, wenn Euch diesbezüglich Feindschaft, Verachtung, Hohn oder Spott entgegengebracht wird.

Ihr werdet diese Überlegung in Korinth brauchen.

 


Vater Unser


Segen


Lied: "Gib mir die richtigen Worte"


Korinth

 

Wir gehen zur Bema, der damaligen Rednertribüne auf dem Marktplatz, auf der jeder den Menschen erzählen konnte, was sie/er wollte.

Auf dieser Rednertribüne sprach Paulus zu den Menschen in Korinth über den Glauben der Christen.

Wer war aber Paulus?

Paulus war etwa 10 Jahre älter als Jesus und stammt aus Tarsus, einem Ort in der südlichen Türkei. Damals hieß er noch Saulus.

Saulus war sowohl Jude, Pharisäer und römischer Staatsbürger. Ebenso war er mehrfach gebildet.

In Jerusalem wurde er zum Toralehrer ausgebildet. Zugleich war er griechisch gebildet, beherrschte die Schule der Stoa und sprach neben Hebräisch auch Griechisch.

Anfangs verfolgte Saulus die Christen, um zu verhindern, dass ihre Lehre, die der damaligen Religion in Israel in vielen Punkten widersprach und ihre Praxis in Frage stellte, sich verbreiten und christliche Gemeinden bilden konnte.

Als er nach Damaskus ritt, um dort Christen auszumachen und zu verhaften, wurde er vom Blitz getroffen, fiel vom Pferd und höret die Stimme Gottes, die ihm sagte: „Saul, Saul, wieso verfolgst Du mich?“

Ab da war er blind und erst als er sich in Damaskus durch Hananias taufen ließ, konnte er wieder sehen.

Ab dann war er ein sehr leidenschaftlicher Verkünder des christlichen Glaubens, lässt aber durchblicken, dass er sich selber nicht verzeihen konnte, dass er einst die Christen verfolgte und nennt sich daher im ersten Brief, den er an die Christen von Korinth schreibt, selber eine „Missgeburt“.

Für Paulus war das, was Jesus lehrte, so gigantisch, dass er auch bereit war dafür den Tod in Kauf zu nehmen.

Schweigen aber, kam für ihn niemals in Frage!


 Aufgabe

Ihr habt Euch heute überlegt – erst einmal jede/r für sich selbst – wo sie/er steht in einer immer glaubensfeindlicheren Gesellschaft.

Dann habt Ihr Euch als Gruppe überlegt, wie Ihr denn agieren und argumentieren wollt, wenn der christliche Glaube angegriffen wird.

Das wollen wir nun einfach mal durchspielen.

Der Gegner des Glaubens bin ich oder die Person, die mich vertritt.

Ihr habt nun die Aufgabe das, was Ihr glaubt zu verteidigen und vom christlichen Glauben zu überzeugen.

Da Ihr meist ein Problem habt in der großen Gruppe zu reden, können wir das gerne in den Gruppen, in denen Ihr Euch zusammengefunden habt, irgendwo auf diesem Areal gemeinsam spielen.

Die Gruppen, die nicht im Spiel sind, oder schon fertig, können sich hier anhand der Karte umschauen.

Um 12:30 Uhr [oder je nach Bootstour, die wir bekommen] fahren wir zum Hafen des Isthmus zur Bootstour durch den Kanal von Korinth [ca. 13km].


Kanal von Korinth

Die Landenge „Isthmus“ [was eben in der griechischen Sprache „Landenge“ heißt] trennt den Saronischen Golf im Südosten vom Golf von Korinth im Nordwesten.

Den Isthmus zu überwinden, um vom Saronischen Golf in den Golf von Korinth zu gelangen, bedeutete eine enorme Ersparnis an Zeit und Strecke.

Wollte man z.B. Waren von Athen nach Patras bringen, musste man in der Regel die peloponnesische Halbinsel umfahren, was ca. 570 km Seeweg bedeutete.

Überwindet man den Isthmus, sind es dann nur noch 200 km, also 370 km weniger.

Da der Isthmus aber festes Land war, hat man die Schiffe bereits um 400 v.Chr., also vor rund 2.400 Jahren, aus dem Wasser auf Wagen [womöglich auch Schlitten] gehoben, und vom einen in den anderen Golf geschleift wurden. Dabei musste ein Höhenunterschied von ca. 79 m überwunden werden. Das hört sich auf den ersten Blick nicht viel an. Aber schlepp mal ein Schiff auf einem Karren oder Schlitten 79 m den Berg hoch und dann wieder runter, wo es permanent gebremst werden musste; in der Antike ohne Motorkraft.

Von 1881 bis 1893 baute man dann den Kanal und stach den Isthmus auf der ganzen Länge von ca. 6,4km durch.

Die Durchfahrtsbreite auf Wasserhöhe beträgt nur 24,6 m, was selbst für kleine Kreuzfahrtschiffe äußerst knapp ist.

Für das ausgehende 19. Jahrhundert stellt die Fertigung dieses Kanals eine Meisterleistung menschlicher Ingenieurskunst dar.

Viel Spaß bei der Durchfahrt, sofern wir diese buchen konnten.

Ansonsten werden wir aber eine Stelle finden, von der aus wir den Kanal sehr schön photographieren können.


St. Pauls-Kathedrale in Korinth

Zum Abschluss des Tages besuchen wir in der heutigen Stadt Korinth die St. Pauls-Kathedrale.

Diese Kirche ist zu Ehren des Heiligen Paulus, dem man die Gründung des Bistums von Korinth zuschreibt, da er hier die Christengemeinde gegründet und mit ihr um das Überleben des christlichen Glaubens in der damaligen Stadt Korinth gerungen hat, geweiht.

Ehemalige Kirchen der frühen Christengemeinde wurden nicht selten durch Erdbeben zerstört.

Die direkte Vorgängerkirche zur heutigen Kathedrale wurde nur wenige Jahre vor der Erbauung des Kanals von Korinth erbaut – Ende des 19. Jahrhunderts. Aber auch diese wurde 1928 durch ein Erdbeben zerstört.

Die heutige Kathedrale wurde am 23. September 1936 eingeweiht.

Diese Kathedrale ist Bischofsitz des Metropoliten von Korinth [S.E. Dionysios IV] und untersteht dem Erzbistum Athen.

Die Gemeinde engagiert sich vor allem für die Armen. Die Armut ist groß in Korinth und so bietet die gemeinde täglich eine Tafel und Suppenküche an. Anders als bei uns muss niemand seine Armut nachweisen. Es werden alle verköstigt, die kommen. Das setzt natürlich auch voraus, dass das niemand oder kaum jemand missbraucht!

In der Kathedrale findet regelmäßig Blutspende statt.

Auch engagiert sich die Gemeinde in der Jugendarbeit, aber eher in zusätzlichem Religionsunterricht, Malerei und Sticken [steh zumindest mal so auf der Homepage der Kathedrale]. Allerdings zeigen die Bilder auch, dass sie eine eigene Fußballmannschaft der Jugend haben.

Betritt man durch das Hauptportal die Kirche, findet sich rechts eine Tafel mit dem Lobpreis auf die Liebe [1 Kor 13] und links eine Tafel mit allen Bischöfen Korinths, angefangen vom Apostel Paulus bis dem heutigen Bischof Dionysios IV.

Im vorderen Bereich ist eine Wand aus Marmor. Sie trennt die Gottesdienstbesuch vom Altarraum und nennt sich Lettner. Diesen gab es früher auch bei uns. Dann wurde er zur „Kommunionbank“ verkleinert und verschwand in den meisten Kirchen ganz.

In der Philippskirche in Zell ist die Kommunionbank noch erhalten.

Niemand darf den Bereich hinter dem Lettner betreten, außer die, die mit der Liturgie zu tun haben. Das sind in der Regel geweihte Männer.

Frauen dürfen auf keinen Fall den Raum betreten.

Das wird aber so sein wie bei uns: Wenn ein Priester eine offenere Haltung hat, wird er das anders handhaben als die Vorschriften.

Von alledem, was wir Wandlung nennen und was von der Gabenbereitung bis zum Vater Unser der Eucharistieteil des Gottesdienstes ist, sehen die Gläubigen nichts. Das spielt sich alles hinter der Wand und verschlossenen Türen ab.

Heutzutage aber lässt man die Tür einen Spalt offen, dass man doch an dem Geschehen teilnehmen kann.

Dies rührt noch vom Jerusalemer Tempel her. Nach seinem Beispiel sind viele Kirchen gebaut [sehr vereinfacht dargestellt]:

Die Bereiche waren bautechnisch getrennt und es gab klare Regeln, wer welchen Bereich betreten darf und wer nicht.

In Orthodoxen Kirchen findet man das noch und es ist zu respektieren!!

Der Wortgottesdienst allerdings spielt sich vor dem Lettner ab. Lesung, Evangelium, Predigt wird stets zur Gemeinde gewandt zelebriert.

Die vielen Bilder, Ikonen, sind in der Theologie der Orthodoxie mehr als nur Bilder. Der Gedanke des Eikon [εἰκών] ist mehr als nur eine künstlerische bildliche Darstellung. In der Orthodoxie ist es die Vergegenwärtigung dessen, was die Ikone abbildet. Wird also die Gottesmutter Maria abgebildet, ist sie darin auch gegenwärtig.

In vielen orthodoxen Kirche war vor Corona eine zentrale große Ikone im Kirchenschiff aufgestellt und jede/r die/der die Kirche betrat, küsste diese Ikone, um damit auch die oder den Heiligen zu küssen und zu ehren, die/der da abgebildet war.

Für uns sind die Bilder nur Bilder und sollen uns helfen uns mehr auf das zu konzentrieren, was wir meditieren und beten möchten. Aber wir verehren keine Bilder und beten sie auch nicht an.

Für die Orthodoxie sind die Ikonen Fenster in die geistliche, jenseitige Welt.

Daher sind sie auch heilig und wir gehen daher mit dem, was den orthodoxen Schwestern und Brüder heilig ist auch entsprechend respektvoll, ohne lästerliche Kommentare oder spöttische Bemerkungen um!

Die heilige Messe wird hier auch nicht „Heilige Messe“ genannt, sondern „Göttliche Liturgie“, um immer wieder daran zu erinnern, dass wir nicht „unser Zeug“ feiern, sondern dass die Eucharistie, die leibhaftige Begegnung mit Jesus Christus in Brot und Wein, seinem Leib und Blut, stets von Gott am Gründonnerstag in Jesus Christus eingesetzt und uns geschenkt wurde.

Die Göttlichen Liturgien dauern werktags etwa 90min und an den Wochenenden gerne auch mal zwei bis drei Stunden.

Stets begleitet eine Schola die Liturgie und singt stetig mit.

Ihr könnt gerne mal in solch eine Liturgie reinschauen und reinhören:

Im Regelfall wird der Samstagabendgottessdienst um 19:00 Uhr gefeiert. Da wir aber noch in Korinth Abendessen wollen und einen langen Rückweg nach Schinias haben, können wir hier einem orthodoxen Gottesdienst nicht beiwohnen.


Sehr kurzes Abendgebet

Als Abendgebet nur ein Lied, das wie Paulus folgendes anmahnt:

  • dass wir Menschen von der Wirklichkeit nur das Wenigste erkennen, und uns deshalb bescheiden und vorsichtig mit unseren Meinungen und Urteilen umgehen sollen.   
     
  • dass wir manchmal sehr eingebildet und eitel sind, uns gerne ablenken lassen und nicht selten weit weg von dem kommen, was Gott uns empfiehlt, was mehr und mehr auch Sünde in die Welt bringt.   
     
  • das vergängliche werden wir zurücklassen, denn der Tod hebt uns in die Ewigkeit; weshalb das vergänglich irdische keine so große Rolle in unserem Leben spielen sollte.          
     
  • Gott möge nachsichtig mit uns sein – so, wie wir auch aufgefordert sind nachsichtig und achtsam mit unserem Nachbarn zu sein.

Achtet ganz besonders auf den Liedtext.


Lied: „Der Mond ist aufgegangen“


Eine Gute Nacht! Gott möge Euch behüten und erholsamen Schlaf schenken!