Donnerstag • 10. Juli 2025
- Mykene -
- "Die konnten früher auch schon was!" -
- zu Gast bei der ersten Hochkultur auf europäischem Festland -
Morgenimpuls |
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Lied: "Sing mit mir ein Halleluja"
Lesung aus dem Buch Deuteronomium
Und wenn alle diese Worte über dich gekommen sind, der Segen und der Fluch, die ich dir vorgelegt habe, dann wirst du sie dir zu Herzen nehmen mitten unter den Völkern, unter die der HERR, dein Gott, dich versprengt hat, und zum HERRN, deinem Gott, zurückkehren und auf seine Stimme hören in allem, wozu ich dich heute verpflichte, du und deine Kinder, mit ganzem Herzen und mit ganzer Seele, und der HERR, dein Gott, wird dein Schicksal wenden. Er wird sich deiner erbarmen, sich dir zukehren und dich aus allen Völkern zusammenführen, unter die der HERR, dein Gott, dich verstreut hat.
[…]
Den Himmel und die Erde rufe ich heute als Zeugen gegen euch an. Leben und Tod lege ich dir vor, Segen und Fluch. Wähle also das Leben, damit du lebst, du und deine Nachkommen.
Gedanken dazu
Im Buch Deuteronomium geht es als eines von vielen Themen um das Schicksal.
Das Thema „Schicksal“ bewegt die Menschen, seit sich die Menschheit mit der Tatsache befasst, dass es Umstände im Leben gibt, die unabwendbar und denen wir nicht entkommen können.
Auch heute in Mykene wird es um „Schicksal“ gehen in der Perseus-Sage. Es wird auch um die Bedeutung von Hochkultur gehen, aber dazu erst in Mykene.
Der Begriff „Schicksal“ wird auch heute noch im Denken und in der Kommunikation verwendet.
Wenn Euer Pfarrer Menschen besucht, die gestern noch gesund und von heute auf Morgen vor einer tödlichen Diagnose stehen, fällt fast immer auch der Begriff „Schicksal“.
Er ist das Synonym für Situationen, denen wir mit all unseren Möglichkeiten nichts entgegenzusetzen Vermögen.
Früher, aber auch heute noch, fragen Menschen, was denn da mächtiger ist als wir Menschen und wo das Schicksal herkommt.
In Deuteronomium haben wir zwei Erklärungsmodelle, die ineinanderfließen.
Der Text zeigt erst auf, dass Schicksal von Gott kommt: „Und wenn all diese Worte über Dich gekommen sind, der Segen und der Fluch…..“ Und dieses Schicksal kann Gott auch wenden, ändern und hinwegnehmen.
Das ist die eine Sichtweise:
I) Das Schicksal wird von einer höheren Macht bestimmt und geschickt.
Am Ende des Kapitels 30 des Buches Deuteronomium aber legt Gott das Schicksal in die Hände des Menschen. Gott legt ihm Leben und Tod, sprich die Möglichkeiten des Lebens vor, und er bittet, bestimmt aber nicht, dass der Mensch das Leben, den guten Weg wählen möge, damit er glücklich wird.
Das ist die zweite Sichtweise:
II) Das Schicksal sind Umstände, die wir nicht im Griff haben, aber wir können innerhalb des Schicksal agieren und sind nicht gänzlich diesem ausgeliefert. Wir können den Verlauf mitbestimmen.
Dazu gesellt sich eine dritte Sichtweise:
III) Der Mensch bleibt frei in allem. Was „Schicksal“ genannt wird, ist nichts weiter als Zufall.
Diese Deutung ist zuweilen unbefriedigend. Denn Tatsache ist, dass es Umstände gibt, die Dein Leben unwiderruflich mitbestimmen, ob es Dir passts oder nicht. Das muss nicht zwingend von einer höheren Macht kommen. Es ist das Leben, das seine Dynamik besitzt, bringt Situationen und Konstellationen hervor, denen wir nicht entfliehen und nichts entgegensetzen können.
Die Entscheidende Frage ist also nicht, wo das Schicksal herkommt [das ist ohnehin eine Frage des Standpunktes], sondern wie wir damit umgehen.
Wenn Du einen Unfall hast, aufgrund dessen Du zum Beispiel auf den Gebrauch eines Rollstuhls angewiesen bist, prägt dies die Möglichkeiten Deines weiteren Lebens oft unwiderruflich.
Es ist dann müßig zu fragen, wieso das alles passiert ist, als vielmehr zu überlegen: Was kann ich aus dieser Situation positiv machen? Kann ich meine Situation annehmen? Kann ich sie mitgestalten – und wenn es auch nur wenig ist? Kann ich auch in dieser Situation etwas Positives bewirken, das meinem Leben Perspektive gibt?
Doch unterscheiden wir erst einmal in positives und negatives Schicksal.
Positives Schicksal ist z.B., dass wir in einem freiheitlichen und demokratischen Land leben, Menschenrechte und Menschenwürde im Grundgesetz ebenso verankert sind wie die Freiheit und Individualität des Menschen.
Da sind wir hier hineingeboren und genießen das auch. Wir haben dafür nichts getan, sondern es so vorgefunden und es ist der Lebensraum, in dem wir uns bewegen.
Dann gibt es auch negatives Schicksal. Dies kann ein Unfall sein, oder dass meine Familie zerbricht, in der ich aufgewachsen bin, eine schwere Krankheit, die mich ein Leben lang begleitet und mir viele Möglichkeiten nimmt und viele Einschränkungen bringt.
Trage in folgende Tabelle so viele positive Schicksale DEINES Lebens ein, die Dir einfallen, aber ebenso auch schwere oder negative Schicksale DEINES Lebens. Das kann schon sein, dass Du eine Klasse hast wiederholen müssen, oder ein Mitschüler/eine Mitschülerin, die beste Freundin/bester Freund war, sich von Dir getrennt hat. Auch das können schon Schicksale sein.
Es geht also nicht darum, welche Schicksale andere erlebt haben, von denen Du weißt, sondern es geht einzig und allein um Dein Leben.
Diese Aufgabe machst nur Du für Dich allein.
Auch das wird nicht im Plenum besprochen.
Wenn Du alles eingetragen hast, was Dir eingefallen ist, dann markiere das für Dich beste gute Schicksal und das für Dich schlimmste Schicksal.
Gebet
Guter Gott,
in unserem Leben gibt es Momente, die haben wir nicht im Griff.
Sie können urplötzlich in unser Leben treten, oder sich langsam, aber unaufhaltsam entwickeln.
Für viele Menschen in etlichen Ländern ist das Schicksal z.B. ein Krieg, den andere beschlossen haben, unter dem alle aber leiden müssen und die Bevölkerung nichts dagegen tun kann.
Auch in unserem Leben gibt es Schicksale.
Lass uns für die guten Schicksale und Schicksalsmomente dankbar sein.
Zeige uns aber auch, wie wir negatives Schicksal annehmen und darin noch Positives sehen oder mitgestalten können.
Denn Du hast uns geschaffen, damit wir das Leben wählen, das Leben im Griff haben, es mitgestalten und prägen können zu unserem Wohl und damit wir glücklich sind.
Amen.
Segen
Lied: "Halte zu mir guter Gott, heut den ganzen Tag"
Mykene |
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Mykene ist ein „Schicksalsort“. In der Sage um Perseus wird versucht darzustellen, dass es im Leben Schicksale gibt, denen man nicht entrinnen, auf die man aber kompetent reagieren kann. Die Tragik eines Schicksals bleibt Bestandteil dessen, die/der es erlebt hat. Aber wie man damit angemessen und kreativ positiv umgehen kann, zeigt die Sage um Perseus.
Diese Sage wollen wir szenisch spielen.
Schaut Euch den Dialog an [er ist fiktiv und in die heutige Sprache möglichst junger Menschen erdichtet] und sucht Euch eine Rolle aus. Gönnt der Gruppe unterhalten zu werden wie im antiken griechischen Theater!
Die Sage lehrt, dass es im Leben Schicksale gibt, denen man nicht ausweichen kann. Perseus nimmt sein Schicksal an, auch wenn es ihn verletzt, kränkt, traurig macht.
Aber er gibt sein Leben nicht aus der Hand.
Vor ihm liegen Verzweiflung, Tod, Aufgeben, nicht mehr wollen, an Trauer und Schuldgefühlen zerbrechen auf der einen Seite.
Aber es liegen auch Mut, Freiheit, Selbstbestimmung, und die Chance die eigene Zukunft zu gestalten und das Leben zu wählen vor Perseus andererseits.
Er wählt das Leben und gründet eine neue Königstadt im Reich Tiryns, das er statt Argon im Tausch angenommen hat.
Er ging kompetent mit der nicht mehr zu ändernden Situation um und hat sie zum Positiven gewendet.
Das Geschehene kann nicht ungeschehen gemacht werden, die Trauer, Kränkung und der Tod des Großvaters, der ein Sportunfall war, sind Fakten und Teil des Lebens des Perseus.
Aber er hat das Beste daraus gemacht. Das zeigt seine Größe und Reife.
Nimm nochmals Seite 68 her.
Suche Dir eine vertraute Person und tauscht Euch über die Schicksalsschläge in Eurem Leben aus, mit denen Ihr bisher fertig werden musstet.
Bedenkt bitte nochmals: Es können schon kleine Dinge schicksalhaft sein. Die Wiederholung einer Klassenstufe, ein misslungenes Abitur, eine Krankheit, die ein Leben lang einschränkt, die Trennung von einem Freund / einer Freundin……
Tauscht Euch auch aus, welche Strategien Ihr gewählt habt, um mit den Schicksalsschlägen fertig zu werden.
Lernt voneinander und gebt Euch Trost, wenn er gebraucht wird.
Das bleibt nur unter denen, die sich miteinander austauschen. Das wird nicht im Plenum besprochen.
Erste Hochkultur auf dem europäischen Festland
Griechenland wird oft als Wiege unserer europäischen Kultur und Zivilisation angesehen.
In der Tat zählt die Insel Kreta als erste Hochkultur Europas, die sogenannte minoische Hochkultur,
und als erste Hochkultur auf dem europäischen Festland zählt Mykene, die sogenannte mykenische Hochkultur.
Von da aus verbreitete sich das Wesen der Hochkultur über ganz Europa und dies so nachhaltig, dass wir bis auf den heutigen Tag dadurch geprägt sind.
Was gehört zu einer Hochkultur?
- Entwicklung einer Schrift [Mykene: Linearschrift-B]
- Fortschritt in Technik, Landwirtschaft, Lebensmittelproduktion
- Ausgeprägtes systematisches Wirtschaftssystem mit Handelswesen und Finanzsystem
- Differenziertes politisches und gesellschaftliches System [z.B. politische zentrale Regierung, Verwaltungsinstitutionen]
- Rechtssysteme mit Gesetzen, Gerichten
- Religiöse Kultur und Institution
- Städtewesen mit entsprechender Bautätigkeit bis hin zu architektonischer Städteplanung, großen Bauwerken und Infrastruktur [Versorgung, Wasser, etc.]
- Eigene prägnante Kunststile [wie z.B. die mykenische Keramik]
Als Europäer – mit Ausnahme von Kreta – sind wir mit Hochkulturen keine Vorreiter, sondern eher sehr spät dran.
Lange vor der mykenischen Hochkultur, fanden sich global unter anderem folgende Hochkulturen:
- Ägypten [ab 4.000 v.Chr.]
- Sumerer [ab 3.500 v.Chr., Gebiet des heutigen Irak]
- Elamiter [ab 3.500 v.Chr., Gebiet des heutigen Iran]
- Maya [ab 3.000 v.Chr., Mittelamerika]
- Ebla [städtische Hochkultur ab 3.000 v.Chr., Nordsyrien]
- Indus / Harappa [ab 2.800 v.Chr., Nordwestindien]
- Caral [städtische Hochkultur ab 2.627 v.Chr., Perus]
Minoische Kultur / Kreta [ab 2.600 v.Chr.]
- Mari [städtische Hochkultur ab 2.500 v.Chr., Syrien]
- Akkade-Reich [ab 2.340 v.Chr., Irak]
- China [ab 2.200 v.Chr.]
- Oxus [ab 2.200 v.Chr., Gebiet des heutigen Turkmenistan]
Mykenische Kultur [ab 1.680 v.Chr.]
- Olmeken [ab 1.500 v.Chr., Mexiko]
- Chavin [ab 1.200 v.Chr., Peru]
- Tiwanaku [ab 300 v.Chr., Westafrika]
Weitere Hochkulturen traten erst nach Christi Geburt auf.
Es fällt auf, dass die meisten hier aufgeführten Hochkulturen untergegangen sind.
Nach modernen Auffassungen besteht im Schnitt eine Hochkultur ca. 1.000 Jahre [also manche mehr, manche weniger].
Ebenso sieht man Hochkulturen nicht mehr nur im Altertum, sondern auch in der Gegenwart.
So zählt Westeuropa als abendländische moderne Hochkultur, aber, so die Auffassung mancher Forscher, als Hochkultur im letzten Abschnitt seiner Existenz, im Niedergang.
Schließt Euch zu kleinen Gruppen [nicht mehr als vier oder fünf Personen] zusammen und bearbeitet die folgende Aufgabe gemeinsam:
- Welche Kriterien sind für Euch ein Zeichen dafür, dass wir eine Hochkultur darstellen.
- Welche davon funktionieren Eurer Meinung nach [macht dazu jeweils einen dahinter] und welche versagen oder funktionieren nicht richtig [macht dazu jeweils ein X dahinter]?
- Wo steht EURER Meinung nach unsere westeuropäische Hochkultur. Am Anfang? Auf dem Höhepunkt? Oder, wie es die Forschung teilweise sieht, im Niedergang? Begründet Eure Meinung.
Schatzhaus des Atreus
Durch die reichhaltigen Grabbeigaben, die die ersten Entdecker dieses „Schatzhauses“ fanden, wurde der Eindruck erweckt, es handle sich bei diesem Gebäude um eine Schatzkammer. Inzwischen weiß man, dass es ein Königsgrab ist. Ob es wirklich das Grab des Agamemnon [Sohn des Atreus] war, dem Anführer der Griechen im Trojanischen Krieg und König von Mykene, ist fraglich.
Das Gebäude wurde um das Jahr 1.250 v. Chr. erbaut, also vor ca. 3.275 Jahren.
Es war 1.300 Jahre lang – bis zur Erbauung des Pantheons in Rom – der größte Kugel-Kuppelbau der Welt.
Der Zugangsweg ist 6m breit und 36m lang. Das Eingangstor ist 5,40m hoch. Der größere Deckstein wiegt 120 Tonnen.
Das Kugelgrab hat eine Höhe von 13,50m und einen Durchmesser von 14,60m.
Das Fundament ist Fels, auf den man weiße Erde auftrug, sie feststampfte und darauf die Verstorbenen ablegte. Dann schloss man das Portal.
Entscheidend sind die Grabbeigaben, da sie davon erzählen, dass man damals schon an ein Leben nach dem Tod glaubte. Lange, bevor es das Christentum gab.
Dies lässt auch fragen, wie lange überhaupt die Menschheit schon daran glaubt, dass es ein Leben nach dem Tod gibt.
Die Geschichte des Glaubens an ein Leben nach dem Tod beginnt bereits vor 1,4 Millionen Jahren im Paläolithikum:
Beim Übergang des Homo Ergaster zum Homo Erectus tritt spontan eine Bestattungskultur auf:
Der Glaube an ein Weiterleben nach dem Tod taucht urplötzlich auf. Der Grund ist bis auf den heutigen Tag nur spekulative Interpretation. Mit großer Sicherheit kann aber angenommen werden, dass hinter dem Auftreten dieses Glaubens Erfahrungen stehen, die gemacht wurde.
Eine Hochform des Glaubens an ein Leben nach dem Tod findet sich in den Pyramiden Ägyptens.
Wie kam der Glaube zum Christentum?
Das Volk Israel bestand vorerst aus Nomadenstämme und war noch kein Volk.
Als wandernde Händler sprachen sie mehrere Sprachen, kannten sich aus in Mathematik und erlebten verschiedene Kulturen und Weltanschauungen.
Bestattungskultur und Auferstehungsglaube bzw. Glaube an ein Leben nach dem Tod war weit verbreitet und nichts Außergewöhnliches.
Als die Nomadenstämme Israels, die im Codex Hammurabi „Sinainomaden“ genannt werden, über den Auszug aus Ägypten zueinandergefunden haben, musste sich ihr Glaube erst noch entwickeln.
So stellen z.B. die Stammväter religionsphilosophisch drei Entwicklungsstufen dar: „Abraham“ [אַבְרָהָם] = „Vater vieler Völker“ und „Der Vater ist erhaben“ stellt das Gottesbild des Gottes dar, vor dem wir gebeugt sein müssen, der uns sogar befehligen kann den eigenen Sohn zu opfern.
„Isaak“ [יִצְחָקְאֵל] = „Gott hat jemand zum Lachen gebracht“ im Sinne: „Gott lächelt Dir zu“ zeigt ein Gottesbild, nach dem Gott sich dem Menschen zuwendet, ihn erhebt und ihm Gnade erweist.
„Jakob“, der später dann „Israel“ [שׂרה = „Er kämpft wider Gott“] genannt wird, zeigt ein Gottesbild, dass sich das Volk Israel nun auf Augenhöhe kritisch mit Gott auseinandersetzt.
So entwickelte es auch den Glauben an ein Leben nach dem Tod nach und nach:
Abrahamitische Phase:
Mit dem Tod ist alles aus. Wer anständig nach Gottes Willen lebt, wird lange leben. Danach wird er bei den Vätern beerdigt.
Prophetenphase [Hosea bis Jesaja]:
Die Toten werden wieder auferweckt, um auf Erden weiterzuleben.
2. Jh. v. Chr.
In Daniel findet sich inzwischen der Gedanke der Auferstehung der Toten zum ewigen Leben.
Ab 01. Jh.
Die Auferstehung der Toten zum ewigen Leben wird als Lohn des gottgefälligen Lebens angesehen und als Triumph über die Feinde des Volkes Israel und des Glaubens. Es findet sich auch im Qumramfragment 4Q521.
Die Sadduzäer und Rabbiner vs. Pharisäer
Zur Zeit Jesu stritt man, ob es nun eine leibliche Auferstehung gibt [Pharisäer] oder nur eine seelische [Sadduzäer].
Jesu Definition von Leben nach dem Tod:
- Es gibt ein jenseitiges Leben, das Himmelreich [z.B.: Mt 5, Mk 10, Lk 6]
bei Johannes wird zwar der Himmel als Ort Gottes dargestellt, aber nirgendwo ist die Rede davon, dass jemand in den Himmel kommt. Da Johannes aber auch vom ewigen Leben spricht bleibt die Frage: Wo wird das sein? Im Himmel oder auf Erden? Die Zeugen Jehova verorten es auf der Erde.
- Den Himmel muss man sich verdienen [Mt 5, Mt 18, Mk 9, Lk 12; Joh kennt die Hölle als Begriff nicht, auch nicht „Verderben“ oder „Heulen und Zähneknirschen“].
- Die Auferstehung ist dann aber wieder ein Akt der Barmherzigkeit und schon beschlossene Sache [Mt 9, Lk 12]
- Die Taufe ist eine Zuordnung zur Auferstehung [Mk, 16], womit sich nun die Gemeinschaft Jesu zu den Juden und anderen Religionen abgrenzt. Auferstehung wird etwas religionspolitisch Exklusives.
- Auferstehung ist leiblich [Joh 2 „Tempel seines Leibes“; Lk 24 „Kein Geist hat Fleisch und Knochen“; Essen mit den Jüngern, Essen von Fisch am See]
- In der Auferstehung behalten wir unsere Identität, sind aber verändert [Joh 20 „Sie meinte, es sei der Gärtner“]
- Bildlich versteht sich das Himmelreich als ewiges Hochzeitsmahl [Mt 22]
Die Auferstehung ist nicht beweisbar!
Was aber spricht für die Historizität der Auferstehung?
Zeugenliste des Paulus im 1. Korintherbrief:
1 Ich erinnere euch, Brüder und Schwestern, an das Evangelium, das ich euch verkündet habe. Ihr habt es angenommen; es ist der Grund, auf dem ihr steht.
2 Durch dieses Evangelium werdet ihr gerettet, wenn ihr festhaltet an dem Wort, das ich euch verkündet habe, es sei denn, ihr hättet den Glauben unüberlegt angenommen.
3 Denn vor allem habe ich euch überliefert, was auch ich empfangen habe: Christus ist für unsere Sünden gestorben, gemäß der Schrift,
4 und ist begraben worden. Er ist am dritten Tag auferweckt worden, gemäß der Schrift,
5 und erschien dem Kephas, dann den Zwölf.
6 Danach erschien er mehr als fünfhundert Brüdern zugleich; die meisten von ihnen sind noch am Leben, einige sind entschlafen.
7 Danach erschien er dem Jakobus, dann allen Aposteln.
8 Zuletzt erschien er auch mir, gleichsam der Missgeburt.
Die Erscheinungen Jesu:
- Mt 28,9–10 EU: Jesus erscheint zwei Frauen beim Grab und beauftragt sie, die Jünger nach Galiläa zu senden. Dabei fallen die Frauen auf die Knie und fassen seine Füße.
- Mt 28,16–20 EU: Jesus erscheint den Elf (ohne Judas Iskariot) in Galiläa und beauftragt sie zur weltweiten Mission,
Taufe und Lehre zum Halten seiner Gebote. Er sagt ihnen seine Gegenwart bis zum Weltende zu.
- Lk 24,13–35 EU: Jesus erscheint zwei Jüngern bei Emmaus auf dem Weg nach Galiläa, erklärt ihnen anhand der Bibel den Sinn seines Leidens und isst mit ihnen. Sie erkennen ihn erst am Brotbrechen.
- Lk 24,36–49 EU: Jesus erscheint allen elf Aposteln in Jerusalem, überwindet ihren Unglauben, indem er sich anfassen lässt, seine Wundmale an Händen und Füßen zeigt und etwas isst, erklärt seine Passion mit der Bibel und beauftragt sie zur weltweiten Mission.
- Joh 20,11–18 EU: Jesus erscheint Maria Magdalena in weißem Gewand vor dem leeren Grab. Er lässt sich nicht berühren. (Seine Worte sind als „noli me tangere“ aus dem lateinischen Text bekannt und bezeichnen auch das entsprechende Bildmotiv.)
- Joh 20,19–23 EU: Jesus erscheint den elf Jüngern in Jerusalem, überwindet ihren Unglauben durch Zeigen der Wundmale an Händen und Seite (Speerstich), beauftragt sie zur Gemeindegründung, verleiht ihnen den Heiligen Geist und gibt ihnen die Vollmacht, Sünden zu erlassen.
- Joh 20,24–29 EU: Jesus erscheint Thomas und lässt sich von ihm anfassen, um seinen Unglauben zu überwinden.
- Joh 21,1–14 EU: Jesus erscheint sieben der erstberufenen Jünger am See Genezareth, als diese von erfolglosem Fischfang zurückkehren, und feiert mit ihnen ein Mahl.
- Laut Apg 1,1–11 EU erschien Jesus in den seiner Auferstehung folgenden vierzig Tagen noch weitere Male in Jerusalem. Er wiederholt und bekräftigt den Missionsauftrag der Apostel, bevor er seine Jünger mit der Himmelfahrt endgültig verlässt. Danach beginnt der Zwölferkreis, seine Auferstehung öffentlich zu verkünden. Damit beginnt die Missionsgeschichte der Urchristen.
- Apg 9,1–9 EU ist die einzige Jesuserscheinung nach der Himmelfahrt und letzte aller Jesuserscheinungen. Der Text führt die Bekehrung und Berufung des Christenverfolgers Paulus vor Damaskus aus, die dieser in seinen Briefen nur erwähnt, aber nicht näher beschreibt. Dieser Fremdbericht wird als Eigenbericht in Apg 22,6–11 EU und Apg 26,12–18 EU wiederholt und abgewandelt.
Das leere Grab:
- Mk 16,1–8 EU: Das Grab ist offen; in ihm begegnet den Frauen ein Engel mit der Osterbotschaft, die auf Jesu Erscheinungen in Galiläa hinweist. Die Frauen fliehen und sagen aus Furcht niemandem etwas.
- Mt 28,1–8 EU: Ein Engel öffnet das Grab vor den Augen der Frauen. Er verkündet Jesu Auferstehung und fordert die Jünger auf, Jesus in Galiläa zu treffen. Die Frauen kehren „mit Furcht und großer Freude“ zurück nach Jerusalem, um den Jüngern zu berichten. Jesus erscheint ihnen auf dem Weg und wiederholt die Engelsbotschaft.
- Lk 24,1–12 EU: Das Grab ist offen; zwei Engel verkünden die Osterbotschaft mit Jesu eigenen Worten. Die Frauen geben diese weiter, aber die Jünger glauben ihnen nicht.
- Joh 20,1–10 EU: Nur Maria Magdalena geht zum Grab, findet es offen, teilt dies Petrus und dem Lieblingsjünger mit. Diese laufen um die Wette zum Grab und finden es leer, darin die Schweißtücher Jesu.
Für einen historischen Kern sprechen:
- Die Glaubensaussage „Jesus wurde von den Toten auferweckt“ bedeutet biblisch und bei Paulus eine restlose Verwandlung des sterblichen Körpers.
- Das leere Grab wurde übereinstimmend am Tag nach dem Sabbat gefunden, der nach jüdischer Zählung der dritte angebrochene Tag seit Jesu Tod war. Das entspricht 1 Kor 15,4 EU.
- Mk 16,1–8 EU hängt literarisch unlösbar mit Jesu Grablegung (Mk 15,42–47 EU) zusammen. Beide Texte gehören zum vormarkinischen Passionsbericht und führen das Urcredo (1 Kor 15,3–5 EU: „gestorben, begraben und am dritten Tage auferweckt“) erzählerisch aus.
- Nach allen Evangelien fanden Frauen das Grab, die zu den ersten Begleitern Jesu aus Galiläa gehörten und den Urchristen namentlich bekannt waren. Zeugenaussagen von Frauen galten im damaligen Gesellschaftssystem wenig oder nichts. Die Urchristen haben das Zeugnis von Frauen nur weitergegeben, weil es historisch war.
- Der Fund des leeren Grabes wurde unabhängig von den Jesuserscheinungen überliefert und erst später mit diesen verbunden: Es könnte sich also um eine frühe eigenständige Überlieferung handeln.
- Die Urchristen haben noch keinen Grabkult entwickelt, obwohl dieser in Jerusalem damals gerade für Märtyrer stark gepflegt wurde. Dies erklärt auch das Schweigen des Paulus vom leeren Grab.
- Sie hätten Jesu Auferweckung in Jerusalem unmöglich verkünden können, wenn es dort ein volles Jesusgrab gegeben hätte.
- Jüdische Betrugsvorwürfe gegen die Urchristen in und außerhalb des NT setzen ihrerseits voraus, dass Jesu Grab tatsächlich leer war.
Der Glaube an ein Leben nach dem Tod ist kein alleiniger Glaube der Christen und auch nicht deren Alleinstellungsmerkmal.
Der Glaube an ein Leben nach dem Tod ist weltweit ein Phänomen der Menschheit, das eine Geschichte hat, die 1,4 Millionen Jahre zurückverfolgt werden kann.
Der Glaube an ein Leben nach dem Tod ist in seinen Ursprüngen anzunehmenderweise genährt durch Erfahrungen, die uns heute nicht mehr bekannt sind.
Abendimpuls |
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Lied: "Mit meinem Gott spring ich über Mauern"
Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Petrus
Ihr Lieben, da ihr Fremde und Gäste seid in dieser Welt – denn unsere eigentliche Heimat ist bei Gott im Himmel – , ermahne ich euch:
Gebt den irdischen Begierden nicht nach, die gegen die Seele kämpfen!
Führt in der Gesellschaft ein rechtschaffenes Leben, damit sie, die euch jetzt als Übeltäter verleumden, durch eure guten Taten, die sie sehen, Gott verherrlichen am Tag der Heimsuchung.
Unterwerft euch um des Herrn willen jeder menschlichen Ordnung:
- dem Kaiser, weil er über allen steht
- den Statthaltern, weil sie von ihm entsandt sind, um die zu bestrafen, die Böses tun, und die auszuzeichnen, die Gutes tun!
Es ist der Wille Gottes, dass ihr durch eure guten Taten die Unwissenheit unverständiger Menschen zum Schweigen bringt.
Handelt als Freie, ohne die Freiheit als Deckmantel der Bosheit zu benutzen, sondern als Knechte Gottes!
Erweist allen Menschen Ehre
liebt die Brüder und Schwestern
fürchtet Gott und ehrt den Kaiser!
Kurzer Impuls
Petrus geht davon aus, dass eine Gesellschaft, Staatsform, von Grunde her gut ist. So soll man ihr dienlich sein.
Der Text lässt keinen Zweifel daran, dass Petrus es als eine Pflicht sieht, dass sich Christen in Staat, Gesellschaft, Politik engagieren; da der Staat den Lebensraum darstellt, in dem sich eben auch die Christen bewegen – auch wenn sie in ihrem Gauben die eigentliche Heimat im Himmel bei Gott sehen.
Aber solange sie hier auf der Erde leben, sollen sie ihren Beitrag zum Gelingen des gesellschaftlichen, politischen und religiösen Lebens leisten.
Christen leben kein Inseldasein!
Auswertung im Plenum
Wir wollen jetzt gemeinsam auswerten, wie Eure Ergebnisse lauten auf die Frage von heute Morgen, wo EURER Meinung nach unsere westeuropäische Hochkultur steht.
Jede Gruppe stellt ihr Ergebnis und ihre Begründungen vor.
Gerne kann daraufhin auch eine Diskussion möglich sein.
„Vater Unser“ und Segen
Lied: „Du hast uns deine Welt geschenkt“