Donnerstag • 28. Juli 2022

- Religion & Friede?
Mauren • Juden • Christen, Mittelalter und Spanisches Königtum -


Morgenimpuls

AbschnittInhaltAnmerkung
Lied"Unfriede herrscht auf der Erde"Seite 11
Kreuzzeichen  
Text

Gal 5, 13-25

Schwestern und Brüder, ihr seid zur Freiheit berufen. Nur nehmt die Freiheit nicht zum Vorwand für das Fleisch, sondern dient einander in Liebe! Denn das ganze Gesetz ist in dem einen Wort erfüllt:

Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst!

Wenn ihr aber einander beißt und fresst, dann gebt Acht, dass ihr nicht einer vom anderen verschlungen werdet!

Ich sage aber:

Wandelt im Geist, dann werdet ihr das Begehren des Fleisches nicht erfüllen!  Denn das Fleisch begehrt gegen den Geist, der Geist gegen das Fleisch, denn diese sind einander entgegengesetzt, damit ihr nicht tut, was ihr wollt.

Wenn ihr euch aber vom Geist führen lasst, dann steht ihr nicht unter dem Gesetz.

Die Werke des Fleisches sind deutlich erkennbar:

Unzucht, Unreinheit, Ausschweifung, Götzendienst, Zauberei, Feindschaften, Streit, Eifersucht, Jähzorn, Eigennutz, Spaltungen, Parteiungen, Neid, maßloses Trinken und Essen und Ähnliches mehr.

Ich sage euch voraus, wie ich es früher vorausgesagt habe:

Wer so etwas tut, wird das Reich Gottes nicht erben.

Die Frucht des Geistes aber ist:

Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Enthaltsamkeit; gegen all das ist das Gesetz nicht.
Die zu Christus Jesus gehören, haben das Fleisch und damit ihre Leidenschaften und Begierden gekreuzigt.

Wenn wir im Geist leben, lasst uns auch im Geist wandeln!
 
Übung

Hier geht es um den Frieden untereinander.

Überleg Dir anhand des Fragebogens:

Wo ist von Dir Unfriede ausgegangen? Warum und auf welche Art?

Wo ist von Dir Friede ausgegangen? Was hast Du dafür aufbringen müssen?

Findet Euch zu zweit oder zu dritt zusammen und besprecht Eure Ergebnisse.

Markiert aus allen Notizen insgesamt das eine, was am ehesten dazu führt, dass man Umfriede stiftet.

Markiert aus allen Notizen insgesamt das eine, was am ehesten dazu führt, dass Friede wirklich wird.

 
PlenumAustausch über die Ergebnisse 
GebetVater Unser 
Segen  
Lied"Wie ein Fest nach langer Trauer"Seite 12

 

Santa Caterina

Hier an dieser Stelle war eins ein christliches Kloster, das der Heiligen Katharina geweiht war. Es wurde 1219 als Dominikanerkloster gegründet und 616 Jahre später zerstört.

Gestern sprachen wir noch davon, dass die Christen antike Gewohnheiten und Kulte inklusive ihrer Kultstätten ab dem 03./04. Jh. ablösten.

Hier ist nun ein Zeugnis davon, wie das Christentum partiell abgelöst wurde.

Doch bevor es dazu kam, gab es ein wechselhafte Geschichte in Spanien.

Lange Zeit, fast 400 Jahre lang, existierten hier Christen, Juden und Mauren [Islam] friedlich miteinander und nebeneinander. Zeugnisse davon findet man am stärksten im Süden Spaniens, da die iberische Halbinsel zu mehr als zwei Drittel von den Mauern bewohnt und regiert wurde.

Mit der Machtübernahme der muslimischen Almohaden um die Mitte des 12. Jahrhunderts endetet die bisher geltende muslimische Toleranz gegenüber den Juden. Nicht wenige Juden suchten auch Schutz im christlichen Norden.

Zugleich wurde aber die Alhambra von den Königshäusern Kastilien und Aragon belagert und 1492 besiegt. Dies gelang nur durch die große finanzielle Unterstützung jüdischer Geldgeber, die sich davon eine gewisse Sicherheit und Daseinsberechtigung in Spanien erhofften.

Aber mit dem Alhambra-Edikt von 1492 änderte sich auch diese Situation grundlegend. Die christlichen Königshäuser von Kastilien [Königin Isabella] und Aragon [König Ferdinand II] veranlassten die Ausweisung der Juden aus Spanien. Anfangs gewährte man Juden, die zum Christentum übergetreten sind, Bleibe. Aber man unterstellte mehr und mehr den zum Christentum konvertierten Juden, dass sie nur wegen des Bleibens Christen geworden sind und heimlich doch noch dem jüdischen Glauben folgen würden. So begann man diese Konvertiten peinlich zu befragen, um sie der Lüge und des Irrglaubens zu überführen. Dies gelang meist unter Folter. Die Betroffenen wurden dann auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Man rechnet in der Historie mit etwa 10.000 Hinrichtungsopfern.

Diese Befragungen [lat. = „quaestiones“] wurden zum Hauptbestandteil und Namensgeber der Inquisition [lat. „inquisitio“ = „Untersuchung“].

Auf einmal war Krieg unter den Religionen und kein Friede mehr.

Was denkt Ihr, war der eigentliche Grund für den Zerfall des Friedens?

Um diese Frage zu beantworten, sichte in Partnerarbeit die nachfolgenden Fakten.

Ihr habt dazu bis zum Besuch des Kolumbusdenkmals Zeit, dort wollen wir im Plenum uns austauschen.


Aus datenschutzrechtlichen Gründen können wir die Übung nicht veröffentlichen, weil wir keine Lizenz haben die verwendeten Daten öffentlich zu nutzen. Intern dürfen wir sie miteinander als Grundlage der Diskussion anwenden.

Wir können aber die Links dazu hier aufführen:

https://hiik.de/wp-content/uploads/2021/05/ConflictBarometer_2020_2.pdf

https://www.bpb.de/internationales/weltweit/innerstaatliche-konflikte/228710/religionskonflikte-zu-beginn-des-21-jahrhunderts

https://thebulletin.org/doomsday-clock/2020-doomsday-clock-statement/


El Call – Alte Synagoge

Juden lebten bereits vor Jesu Zeit auf der iberischen Halbinsel. Für Barcelona sind sie ab dem 8. Jh. bezeugt.

Wie heute Morgen beschrieben erlitten die Juden ab der Mitte des 12. Jh. Verfolgung, Vertreibung, Hass und Tod.

Mit Mobbing und Fake-News – die es auch damals schon gab – auch ohne Facebook, aber nicht minder schlimm und verheerend – wurden die Juden aller möglichen Dinge beschuldigt, ohne dass sie sich etwas zu Schulden hätten kommen lassen.

Am 06. Juni 1391 begann der Erzdiakon Ferran Martinez mit gewaltigen Hasspredigten gegen die Juden. Die Menschen glaubten ihm, hinterfragten seine Aussagen nicht, rannten seinen Parolen nach und töteten abertausende Juden. Es war die größte antijüdische Ausschreitung des ganzen Mittelalters. Das System der Parolenverbreitung ist heute kein anderes, nur dass wir eine Technik haben, die das noch schneller verbreiten kann.

Durch die Geschichte hindurch fanden die Juden nie mehr so Heimat in Spanien, wie es davor war.

Heute leben wieder ca. 5.000 Juden in Barcelona und stellen damit die größte jüdische Gemeinde in ganz Spanien dar.
 


Moschee

6% der Einwohner Barcelonas gehören dem Islam an. Das sind ca. 98.000 Menschen. Auch über die Geschichte des Islam haben wir heute Morgen gehört.

Wie wir sehen, sind die Moscheen in Häuser integriert. Optisch dominant sind die gewaltigen christlichen – hier in Spanien besonders die katholischen Bauten.
 


Fazit

Rund 102.000 Menschen, Juden und Muslime zusammen, stehen hier rund 800.000 Katholiken gegenüber.

Von dem ursprünglichen Miteinander der drei Religionen vor dem 12. Jahrhundert, ist dieses Ungleichgewicht geblieben.

Nach wie vor ist das Miteinander nicht problemlos.

Aber es birgt auch Chancen.

Die katholische Bevölkerung und die katholische Kirche als Institution ist gut beraten angesichts ihrer eigenen Unzulänglichkeit den Dialog zu suchen und für ein friedliches Miteinander zu sorgen.

An die jüdische und muslimische Gemeinschaft ergeht genau der selbe Appell.

Einseitige, radikalisierende oder fundamentalistische Sichtweisen helfen hier kein bisschen weiter.

Hier tut es gut die Tradition zu wahren, aber die Nöte der Gegenwart auch zeitgemäß zu beantworten.

Und dafür muss man sich bewegen und verändern, auch wenn es einem vielleicht unangenehm ist eine Gewohnheit neu zu betrachten.

Sonst läuft man Gefahr sich gefährlichen Parolen hinzugeben.

Und das braucht der Friede nicht!

Abendimpuls an der Kolumbussäule

AbschnittInhaltAnmerkung
Lied"Schalom, Friede sei mit Euch"Seite 13
Kreuzzeichen  
AuswertungAustausch und Diskussion über die Frage, inwieweit und ob überhaupt Religionen Kriegstreiber sind. 
Text

Mt 5, 3-12

Selig, die arm sind vor Gott; / denn ihnen gehört das Himmelreich.

Selig die Trauernden; / denn sie werden getröstet werden.

Selig die Sanftmütigen; / denn sie werden das Land erben.

Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; / denn sie werden gesättigt werden.

Selig die Barmherzigen; / denn sie werden Erbarmen finden.

Selig, die rein sind im Herzen; / denn sie werden Gott schauen.

Selig, die Frieden stiften; / denn sie werden Kinder Gottes genannt werden.

Selig, die verfolgt werden um der Gerechtigkeit willen; / denn ihnen gehört das Himmelreich.

Selig seid ihr, wenn man euch schmäht und verfolgt und alles Böse über euch redet um meinetwillen. Freut euch und jubelt: Denn euer Lohn wird groß sein im Himmel. So wurden nämlich schon vor euch die Propheten verfolgt.
 
Impuls

Die Seligpreisungen sind sehr neutral gehalten. Sie empfehlen eine grundsoziale Haltung, die im Sinne Gottes ist.

Den monotheistischen Gott haben alle drei monotheistischen Religionen: Juden Christen, Islam. In Jesus als Gottes Sohn unterscheiden wir uns voneinander, aber in Gott erheben wir ähnliche, manchmal sogar die selben Ansichten.

Alle drei sind wir immer wieder auf der Suche nach Wahrheit und versuchen die Gedanken Gottes in diesem Universum mehr und mehr zu ergründen.

Wir suchen immer Neues um mehr und mehr mit dem verbunden zu sein, was wir Gott nennen.

Das geht nur, wenn wir dabei allen gegenüber respektvoll sind und anständig bleiben. Selbst dann, wenn wir dafür ausgelacht oder verfolgt werden.

Zur Zeit des Dritten Reiches weigerte sich der Vater von Josefs Vater, also sein Opa, der NSDAP beizutreten. Als Bauunternehmer war das der sicher Bankrott, denn er durfte nicht mehr seinen Beruf ausüben. Zuhause galt es seine Frau und seine drei Kinder zu ernähren. Er hat alles auf eine Karte gesetzt – selbst sein eigenes Leben, als er sich an der Front, an die er zwangsweise gezogen wurde, dem Dienst mit der Waffe verweigerte.

Er tat dies aus seiner Überzeugung der Tradition des Glaubens heraus!

Und er hat es überlebt!

Nur so geht’s!

Kolumbus hat diese Tradition mit in die Neue Welt genommen. Er war auch bereit Neues kennenzulernen und die indigenen Völker zu respektieren.

Das Land, in dessen Namen er kam, sah dies anders und erkannte keinen Gewinn aus der anderen Lebensart oder Weltanschauung.

Wie die Geschichte weiterging, ist jedem von Euch aus dem Geschichtsunterricht bekannt.

Die Kunst des menschlichen Miteinanders ist die Balance zwischen dem Bewahren, was aus der Tradition heraus Identität und Heimat schafft, und dem Mut in dieses Gefüge hinein als Zugewinn, Ergänzung, Erweiterung oder wie man es auch nennen will, Neues einfließen zu lassen und es zu integrieren.
 
Gebet

Das nachfolgende Gebet wurde von den meisten Stämmen der Indianer Nordamerikas gebetet
– bevor die Europäer das Land eroberten:

Du Großes Geheimnis

- dessen Stimme Ich in den Winden vernehme,
- dessen Atem der Welt leben gibt, - höre mich !

- Ich komme zu Dir als Eines Deiner vielen Kinder,
- Ich brauche Deine Kraft und Deine Weisheit. -

- Gib´, dass Ich in Schönheit wandle,
- gib´, dass meine Augen immer den purpurnen Sonnenuntergang schauen,
- gib´, dass meine Hände die Dinge achten, die Du gemacht hast,
- und gib´, - dass meine Ohren Deine Stimme vernehmen. -

- Lass´mich weise sein, - so dass Ich die Dinge erkenne,
- die Du mein Volk gelehrt hast,
- die Du in jedem Blatt und jedem Stein verborgen hast". -

- Lass´mich stark sein,
- nicht um stärker zu sein als meine Brüder,
- sondern um Stärke für mich Selbst zu haben. -

- Lass´mich immer bereit sein, Dir in die Augen zu schauen,
- so dass, - wenn das Leben vergeht so wie der verblassende Sonnenuntergang,
- meine Seele zu Dir kommt ohne Beschämung".
 
Segen  
Lied"Selig seid ihr"Seite 14

Sehr kurzes Abendgebet

Herr, gib Frieden unter den Menschen:

Gib mir inneren Frieden, damit ich Frieden stiften kann in meinem Umfeld

Gib meiner Familie Frieden, damit sie die Heimat bleibt für alle, die zu unserer Familie gehören.

Gib meinem Land Frieden, damit es nicht von Parolen, Fakenews und Ideologien zerrissen wird.

Gib den Religionen Frieden, damit sie ein Vorbild für gelebte Einheit und Toleranz werden.

Gib den Nationen, Staaten, der Welt Frieden, damit Hunger, Not und Krieg aufhören.

Und gib mir den Geist und Mut mich dafür einzusetzen.

Amen.